LEVERKUSEN/KÖLN (awp international) - Der Pharma- und Agarchemiekonzern Bayer kommt bei seinem Umbau voran. Der gemeinsam mit der ehemaligen Tochter Lanxess gehaltene Chemiepark-Betreiber Currenta gehe für 3,5 Milliarden Euro inklusive Schulden an Infrastrukturfonds (Mira) der australischen Bank Macquarie, wie Bayer und Lanxess am späten Dienstagabend mitteilten. Die Analysten Markus Mayer und Laura Lopez Pineda von der Baader Bank sprachen von einer "überraschend hohen Bewertung". Die Aktien von Bayer und Lanxess stiegen am Mittwoch kräftig.

Currenta betreibt den Chempark in Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen und damit eines der grössten Chemie-Areale Europas. Aktuell arbeiten rund 3200 Menschen bei Currenta. Inklusive Tochtergesellschaften sind es etwa 5300. 2018 erzielte das Unternehmen inklusive Tochtergesellschaften einen Umsatz von rund 1,7 Milliarden Euro.

Bayer hatte den Verkauf Ende letzten Jahres im Zuge eines grösseren Konzernumbaus angekündigt, in dessen Rahmen rund 12 000 Stellen wegfallen. Nach der Veräusserung der Kunststofftochter Covestro war der Umfang der Aktivitäten von Bayer im Chempark Leverkusen für ein weiteres Engagement am Betreiber zu gering. Der 60-prozentige Anteil von Bayer wird nach Abzug von Schulden nun mit rund 1,17 Milliarden Euro bewertet. Hinzu kämen mehrere Immobilien sowie Infrastruktur, die für 180 Millionen Euro an Currenta gehen.

Im Zuge der Restrukturierung hatte Bayer bereits die US-Fusspflegemarke Dr. Scholl's sowie die Sonnenschutzmarke Coppertone verkauft. Zur Disposition steht nun noch das Geschäft mit Tiergesundheit. Diese Animal-Health-Sparte könnte Bayer bei einem Verkauf mit Abstand am meisten Geld in die Kassen spülen. Spekulationen reichten zuletzt bis zu 8 Milliarden Euro. Allerdings hatten am Markt auch Gerüchte über eine mögliche Zusammenlegung mit dem US-amerikanischen Wettbewerber Elanco die Runde gemacht.

Das Geld aus den Verkäufen kann Bayer gut gebrauchen. So sind die Schulden nach dem Monsanto-Kauf hoch und das Pharmageschäft muss gestärkt werden. Zudem dürfte die Lösung der Glyphosat-Streitigkeiten in den USA viel Geld kosten. Die Bayer-Aktien stiegen am Mittwochmorgen um mehr als fünf Prozent und war damit Dax-Spitzenreiter.

Lanxess-Aktien legten im MDax um mehr als vier Prozent zu. So wird der 40-prozentige Currenta-Anteil der Kölner den Angaben zufolge nach Schulden und vor Abzug von Steuern mit rund 780 Millionen Euro bewertet. Das MDax -Unternehmen könnte laut den Analysten der Baader Bank daher eventuell einen Buchgewinn von etwas mehr als einer halben Milliarde Euro erzielen, da Currenta in der Bilanz mit einem Eigenkapitalwert von null ausgewiesen werde.

Mit dem Geld dürfte Lanxess seine Kasse für Übernahmen stärken, die bereits durch den Verkauf des Synthesekautschuk-Herstellers Arlanxeo gut gefüllt ist. So sieht Lanxess-Chef Matthias Zachert durch den Currenta-Deal zusätzlichen finanziellen Spielraum, um den Wachstumskurs in der Spezialchemie voranzutreiben.

Während Bayer den Verkauf seines Anteils bis zum Jahresende 2019 abgeschlossen haben will, wird es bei Lanxess voraussichtlich bis Ende April 2020 dauern. So wollen die Kölner als einer der Hauptkunden von Currenta den Käufer Mira in der Übergangsphase operativ unterstützen und daher die Beteiligung einige Monate länger halten als Bayer, hiess es. Bis zum Abschluss der Transaktion erhält Lanxess eine Gewinnbeteiligung.

Zudem einigten sich Lanxess und Mira auf zehnjährige Dienstleistungs- und Versorgungsverträge für die drei Standorte Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen. Dort betreibt Lanxess einen wesentlichen Teil der weltweiten Produktionsanlagen./mis/eas/jha/