FRANKFURT (dpa-AFX) - Der von Bayer nun offiziell angekündigte Konzernumbau hat die Anleger am Donnerstag nur kurz begeistert. Die Aktien des Pharma- und Agrarchemiekonzerns waren zunächst um fast 4 Prozent in die Höhe geschnellt, bevor die Gewinne schnell verpufften. Zuletzt verloren die Papiere unter den schwächsten Werten im freundlichen Dax 1,79 Prozent auf 63,08 Euro.

Händler führten den Stimmungsumschwung vor allem auf den Ausblick zurück, der hinter den Marktprognosen zurückgeblieben sei. Denn die Leverkusener erwarteten für 2019 ein bereinigtes Ergebnis je Aktie von lediglich 6,80 Euro, wobei Wechselkurseffekte und Portfolioveränderungen ausgeklammert sind. Am Markt aber sei bislang mit einem Wert zwischen circa 7,50 und 7,60 Euro gerechnet worden.

Bayer will bis Ende 2021 weltweit rund 12 000 Stellen abbauen - viele davon in Deutschland. Der größte Teil des Stellenabbaus wird auf das Pflanzenschutzgeschäft und auf die übergreifenden Konzernfunktionen entfallen. Weitere Bestandteile des Effizienzsteigerungsprogramms sind die Trennung vom Geschäft mit Tiergesundheit, der Verkauf der Marken Coppertone und Dr. Scholl's sowie die Abgabe des 60-prozentigen Anteils an dem deutschen Chemiestandort-Dienstleister Currenta. Im Gegenzug will Bayer bis Ende 2022 rund 35 Milliarden Euro vorrangig in Forschung und Entwicklung investieren.

Positiv wertete ein Händler, dass die Erträge aus den genannten Maßnahmen über den Erwartungen lägen. Bayer prognostiziert Beiträge in Höhe von 2,6 Milliarden Euro jährlich ab 2022.

Unter dem Strich aber handele es sich dabei nicht um den "ganz großen Befreiungsschlag", sagte der Händler. Negativ sei zum Beispiel, dass die Leverkusener nun doch am Geschäft mit verschreibungsfreien Medikamenten festhalten.

Die Trennung vom Tiergesundheitsgeschäft und vom Dienstleister Currenta etwa war bereits am Mittwoch von Markus Mayer, Analyst bei der Baader Bank, erwartet worden. Angesichts des näher rückenden Kapitalmarkttages von Bayer am 5. Dezember hatte das "Handelsblatt" schon am Dienstag berichtet, dass der Pharma- und Agrarchemiekonzern Kosten einsparen und dafür auch Arbeitsplätze abbauen wolle.

Laut Analyst Keyur Parekh von Goldman Sachs bieten die von Bayer vorgestellten Maßnahmen auf den ersten Blick bestenfalls als ein gemischtes Bild. Immerhin aber hätten die Leverkusener nun auf lange Sicht für eine bessere Berechenbarkeit der Gewinnentwicklung gesorgt.

Andreas Lipkow, Börsenexperte bei der Comdirect Bank, kommentierte: "Der Bayer-Konzern vollzieht einen radikalen Kahlschlag sowohl im Produktportfolio als auch bei den Mitarbeitern." Das habe sich bei den Produkten und Bereichen bereits abgezeichnet, da sich einige Segmente seit mehreren Quartalen nicht wirklich gut entwickelt hätten. Die Querelen rund um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat und die damit verbundenen Kosten dürften die Entscheidung dafür beschleunigt haben.

Mitte August hatte das US-Urteil gegen den von Bayer übernommenen Saatgutkonzern Monsanto wegen angeblich verschleierter Gefahren bei Glyphosat für einen herben Kursrutsch der Papiere gesorgt. Die Bayer-Anteilsscheine haben sich bis dato noch nicht davon erholt. Im Gegenteil: Letzte Woche Dienstag waren sie auf knapp 61 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit August 2012 gerutscht. Seit Jahresbeginn gerechnet zählen sie mit einem Minus von knapp 39 Prozent zu den schwächsten Werten im Dax./la/ck/she