LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der sich zuspitzende Handelskonflikt zwischen den USA und China hinterlässt auch bei dem Ludwigshafener Chemiekonzern BASF Spuren. "Wir befinden uns insgesamt in einem schwierigeren Fahrwasser, als wir das im Februar erwartet haben", sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel im Gespräch mit dpa-AFX und dpa. "Wir haben unsere Jahresprognose mit bestimmten Annahmen unterlegt."

Nach einem Gewinneinbruch 2018 will BASF im laufenden Jahr wieder etwas mehr verdienen. Dabei setzt der Dax-Konzern nach einem zunächst schwachen ersten Halbjahr auf eine Beilegung des Handelsstreits zwischen den beiden größten Volkswirtschaften und eine weltweite konjunkturelle Erholung in der zweiten Jahreshälfte. "Ob das so kommt oder nicht, wird entscheidend vom Ausgang des G20-Gipfels in Osaka abhängen", fügte er hinzu.

Die Staats- und Regierungschefs der Top-Wirtschaftsmächte (G20) kommen Ende Juni (28. und 29. Juni) zu ihrem Gipfel in Japan zusammen. US-Präsident Donald Trump plant ein größeres Treffen mit Chinas Staatspräsident Xi Jinping am Rande des G20-Gipfels, um über den Handelskrieg beider Länder zu reden. Die US-Regierung hat die Hälfte aller chinesischen Importe mit Sonderzöllen belegt. Trump droht, diese Strafmaßnahmen auf alle Einfuhren aus China auszuweiten. Die Regierung in Peking hat mit Gegenzöllen reagiert.

"Wenn wir uns im zweiten Halbjahr in einem ganz anderen Szenario bewegen und eine weitere weltwirtschaftliche Abkühlung feststellen sollten, kann ich eine Prognoseänderung sowie Auswirkungen auf die Beschäftigung nicht ausschließen", sagte Engel. Er fügte hinzu: "Jetzt warten wir erst einmal ab, was sich in Osaka Ende dieses Monats tut und welche Auswirkungen dies haben wird."

Die direkten Auswirkungen des Zollstreits zwischen den USA und China seien für BASF zwar begrenzt, erläuterte Engel. Denn der Austausch von Produkten des Unternehmens zwischen den beiden Ländern sei sehr gering. Allerdings herrsche aufgrund des Konflikts eine allgemeine Verunsicherung und damit einhergehende Kaufzurückhaltung, die auch BASF deutlich zu spüren bekomme. Erst jüngst kündigten die Ludwigshafener aufgrund der schwächeren Entwicklung in der Autoindustrie an, 200 Arbeitsplätze am Standort des Unternehmensbereichs Coatings in Münster abzubauen.

"Wir verspüren weltweit einen Kostendruck und müssen uns wettbewerbsfähig aufstellen", erläuterte Engel. Zudem liefen an Standorten wie Ludwigshafen weiterhin Programme für ein freiwilliges Ausscheiden von Mitarbeitern. Auch tauchten rund 2000 Mitarbeiter des Gas- und Ölgeschäfts nach der Fusion von Wintershall und Dea im Mai nicht mehr in der Personalstatistik auf. Insgesamt werde der Konzern zum Jahresende weniger Mitarbeiter beschäftigen als Anfang 2019.

Aber auch die immer wieder aufkommenden Sanktionsdrohungen des US-Präsidenten gegenüber Mexiko sorgen Engel. "Der Handel zwischen den USA und Mexiko ist - wie man es in einem Freihandelsraum erwartet

- intensiv", sagte er. Auch der Austausch in der BASF von Gütern, die

in Mexiko produziert und in die USA gebracht würden und umgekehrt, sei intensiv. Engel verwies auf das Beispiel Automobil, wo Produkte und Teile bis zu sieben Mal die Grenzen überschreiten könnten. Deshalb sei ein Freihandelsraum USA, Mexiko und Kanada sinnvoll.

An dem geplanten neuen chinesischen Verbundstandort in Guangdong hält BASF fest. "Wir investieren da, wo unsere Kunden sind", sagte Engel. Es sei nie Politik der BASF gewesen, in einem Land nur wegen der günstigen Rohstoffe zu produzieren und von da aus über eine lange Lieferkette in ein anderes Land zu liefern. "Wir halten Lieferketten stets so kurz wie möglich."

Zudem wies er auf die Bedeutung des chinesischen Chemiemarktes hin. Dieser habe heute einen Weltmarktanteil von 40 Prozent, nach etwa 25 Prozent vor zehn Jahren. 2030 dürfte China einen weltweiten Marktanteil in der Chemie von 50 Prozent haben. "Daraus wird klar, dass wir Weltmarktwachstum in der Chemie insbesondere getrieben durch China sehen. Und daran wollen wir Anteil haben, deshalb die Entscheidung für einen neuen Verbundstandort in der Provinz Guangdong."

Zuversichtlich zeigte sich Engel für das Geschäft in Brasilien, das mehr als zwei Drittel des Südamerika-Umsatzes von mehr als drei Milliarden Euro des Unternehmens ausmacht: "Wir sind in Brasilien von 2013 bis 2017 durch eine wirklich schwere Zeit gegangen." 2018 habe es auf einem niedrigen Niveau erstmals wieder Umsatzzuwächse gegeben. Dieser Aufwärtstrend habe sich in den ersten fünf Monaten 2019 fortgesetzt. "Brasilien scheint wieder wirtschaftlich Fuß gefasst zu haben", sagte er. Unter anderem profitiert das Land von einer steigenden Nachfrage nach Soja aus China. Mit der besseren Geschäftsentwicklung in dem größten Land Südamerikas könne BASF die wetterbedingten Geschäftseinbußen in der Sparte Agricultural Solutions in Nordamerika zum Teil kompensieren./wo/DP/men

--- Von Michaela Nehren-Essing, dpa-AFX und Wolfgang Jung, dpa ---