Der Leverkusener Agrar- und Pharmakonzern sowie der Chemieriese BASF wurden von einer US-Jury im Rechtsstreit um das Unkrautvernichtungsmittel Dicamba zu einer Zahlung von 265 Millionen Dollar verurteilt. Die Geschworenen vor dem Bundesgericht in Cape Girardeau im Bundesstaat Missouri kamen zu dem Schluss, dass die beiden Unternehmen gleichermaßen für Verluste verantwortlich sind, die einem Landwirt durch Dicamba entstanden. Die Aktien von Bayer fielen um bis zu 3,4 Prozent auf 74,71 Euro und steuerten auf den größten Tagesverlust seit rund sechs Monaten zu. Die Titel von BASF büßten gut ein Prozent auf 61,84 Euro ein.

Bayer und BASF kündigten an, Rechtsmittel einlegen zu wollen. Der US-Landwirt Bill Bader hatte Bayer und BASF vorgeworfen, dass das Herbizid Teile seiner Pfirsichplantagen ruinierte. Von benachbarten Baumwoll- und Sojabohnenfeldern anderer Landwirte seien über mehrere Jahre Teile des Unkrautvernichters auf Baders Pfirsichbäume geweht worden und hätten diese beschädigt.

Es war das erste Urteil in den USA wegen Dicamba, mindestens 140 ähnliche Fälle werden in diesem Jahr wohl noch vor Gericht kommen. Der Unkrautvernichter hatte für Schlagzeilen gesorgt, nachdem eine neue Zusammensetzung von Dicamba nach Einschätzung von Landwirten und Experten zu erheblichen Schäden an der Ernte geführt hatte. Das hatte eine Welle von Beschwerden und Klagen gegen den Hersteller Monsanto ausgelöst, den Bayer für rund 63 Milliarden Dollar übernommen hatte. Mit dem Kauf von Monsanto hat sich Bayer auch eine Klagewelle wegen des Unkrautvernichters Glyphosat ins Haus geholt, die dem Unternehmen schwer zusetzt. Die Analysten von Liberium erklärten, die Probleme wegen Dicamba hätten zwar nicht das Ausmaß von Glyphosat, seien aber ein weiteres rechtliches Problem, das Bayer-Anlegern Kopfschmerzen bereite.

Dicamba wird außer von Bayer und BASF auch von dem US-Rivalen Corteva und von Syngenta hergestellt. Monsanto hatte den Landwirten vorgeworfen, die Anleitung zur Anwendung des Herbizids nicht genau befolgt und Dicamba unsachgemäß aufgetragen zu haben. Nach Einschätzung von Experten hatte sich Dicamba verflüchtigt, war über die Felder getrieben und erreichte so auch Pflanzen, die nicht gegen das Mittel durch gentechnische Veränderung gewappnet waren. Landwirte müssen deshalb inzwischen eine Schulung durchlaufen, bevor sie Dicamba einsetzen dürfen. Die US-Umweltbehörde EPA hatte Ende 2018 den Einsatz des Unkrautvernichters unter Einschränkungen für zwei weitere Jahre freigegeben.