- von Patricia Weiss

Die Corona-Krise wirft ihre Schatten auf BASF. Der weltgrößte Chemiekonzern zieht seinen Ausblick für 2020 zurück und schließt für das zweite Quartal einen Verlust nicht aus.

"Das ist der Worst Case,", sagte Vorstandschef Martin Brudermüller am Donnerstag. Es sei aber nicht das Basisszenario, von dem der Vorstand ausgehe. Niemand könne allerdings absehen, wie schnell die Einschränkungen im Zuge der Pandemie beendet würden. Für das laufende Quartal erwartet Brudermüller bestenfalls ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebit) im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich - nach gut einer Milliarde im Vorjahreszeitraum. Ein wesentlicher Grund dafür sei der weltweite Stillstand in der Autoindustrie, der wichtigsten Kundengruppe von BASF. An den Märkten herrsche große Unsicherheit. "Das Coronavirus stellt die Welt auf den Kopf."

Für das dritte und vierte Quartal geht BASF zwar von einer schrittweisen Verbesserung der Lage aus. "Wir erwarten aber keine rasche Erholung auf das Vorkrisenniveau", sagte Brudermüller. Das erste Quartal sei kein normales gewesen. "Das wird auch für das zweite Quartal gelten und wohl für das gesamte Jahr." Der Vorstand will im laufenden Jahresviertel auf 20 Prozent seines Festgehalts verzichten, ebenso die Aufsichtsratsmitglieder - sie sogar bis Ende 2020. Das laufende Sparprogramm wird beschleunigt, das Investitionsbudget für dieses Jahr auf 2,8 Milliarden Euro von ursprünglich 3,4 Milliarden gesenkt. An seinen langfristigen Wachstumsprojekten in Asien wie auch an der Erweiterung des Geschäfts mit Batteriematerialien hält BASF aber fest.

Bei einzelnen Geschäftsaktivitäten zieht der Vorstand wegen der Krise auch Kurzarbeit in Betracht. Diese gibt es bereits an einigen Standorten, die die Autoindustrie beliefern. Derzeit seien in Deutschland rund 3700 und in Europa knapp 3000 Mitarbeiter der weltweit mehr als 118.000 Beschäftigten in Kurzarbeit, sagte Brudermüller. Ende April habe die durchschnittliche Auslastung der Anlagen von BASF noch bei mehr als 60 Prozent gelegen, es habe nur wenige behördliche angeordnete Stilllegungen gegeben, da viele Produkte des Konzerns als systemkritisch angesehen würden. Staatshilfe sei für BASF kein Thema: "Wir stellen unsere Finanzierung nach wie vor über den Kapitalmarkt sicher". Der Konzern sei solide finanziert und habe eine Eigenkapitalquote von 47 Prozent.

"KEIN NORMALES QUARTAL"

Für das abgelaufene Geschäftsjahr will BASF unverändert eine Dividende von 3,30 Euro ausschütten. Zu einer Prognose für 2020 sieht sich das Unternehmen wegen der Corona-Krise allerdings nicht mehr in der Lage und zog diese am Mittwochabend zurück. Zur Jahresbilanz hatte Brudermüller schon vor den weltweiten Folgen des Virus gewarnt. "Dass wir aber in eine globale Pandemie von diesen Ausmaßen geraten, das haben auch wir nicht vorhergesehen." Ursprünglich hatte BASF für 2020 einen Umsatzanstieg auf 60 bis 63 Milliarden Euro sowie einen bereinigten operativen Gewinn zwischen 4,2 und 4,8 (Vorjahr: 4,5) Milliarden Euro prognostiziert.

Im ersten Quartal sank das bereinigte Ergebnis um sechs Prozent auf 1,6 Milliarden Euro, Analysten hatten allerdings einen noch stärkeren Rückgang befürchtet. BASF setzten vor allem niedrigere Preise für Kunststoffvorprodukte und Petrochemikalien zu. Auch der US-Rivale Dow litt zum Jahresauftakt unter Preisrückgängen und verbuchte ein Ergebnisminus von fast 40 Prozent. Der Gewinn nach Steuern von BASF brach um 37 Prozent auf 885 Millionen Euro ein. Da der Absatz etwa im Agrargeschäft zu Jahresbeginn noch zulegte, konnte der Chemieriese seinen Umsatz um sieben Prozent auf 16,8 Milliarden steigern. Am stärksten leidet BASF derzeit unter der rückläufigen Nachfrage aus der Autoindustrie, für die das Unternehmen in diesem Jahr einen Produktionsrückgang von mindestens 20 Prozent erwartet. In anderen Bereichen sorgt die Pandemie dagegen für zusätzliche Nachfrage, etwa bei Nahrungsergänzungs-, Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln.