Lausanne (awp) - Die Waadtländer Kantonalbank (Banque Cantonale Vaudoise - BCV) hat im ersten Halbjahr 2016 wegen dem Wegfall des Sondererlöses aus dem Swisscanto-Verkaufs einen deutlich tieferen Reingewinn erzielt. Das Westschweizer Staatsinstitut musste aber auch in allen Geschäftsbereichen rückläufige Erträge hinnehmen. Der Ausblick auf das Gesamtjahr wird insgesamt bestätigt.

Unter dem Strich verblieb der BCV ein Reingewinn von 156,7 Mio CHF, was einem Rückgang um 13% zum Vorjahressemester entspricht, wie dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht zu entnehmen ist. Im Vorjahr hatte das Institut allerdings einen hohen Ertrag aus dem Verkauf ihrer Beteiligung am Asset Manager Swisscanto an die ZKB erzielt. Der Konzerngewinn liege über den Semesterergebnissen von 2013 und 2014, betont die BCV. Der Geschäftserfolg, der die betriebliche Leistung widerspiegelt, ging mit -2% auf 197,9 Mio CHF leicht zurück.

TIEFERES ZINSERGEBNIS

Insgesamt erzielte die Bank in den ersten sechs Monaten des Jahres einen um 6% tieferen Geschäftsertrag von 494,1 Mio CHF. Im wichtigsten Ertragspfeiler, dem Zinsgeschäft, verringerte sich der Erfolg netto um 5% auf 242,7 Mio CHF. Belastet hätten nicht zuletzt die Absicherungskosten gegen die Risiken einer Zinsänderungen, erklärte Finanzchef Thomas Paulsen im Gespräch mit der AWP. Aber auch tiefere Netto-Auflösungen von Rückstellungen für Kreditrisiken trugen zum Rückgang bei.

Auf eine Weitergabe der Negativzinsen der Nationalbank an die Sparkunden werde die BCV weiterhin verzichten "sofern es nicht zu einer signifikanten Änderung im Kontext kommt", wie Paulsen sagte. Die Kantonalbank verfolge bezüglich der negativen Zinssätze einen individuellen Ansatz. "Wir wollen vermeiden, dass wir für Grosskunden Gegenstand für Arbitrage werden."

Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft spürte die Bank die "flauen Finanzmärkte" im ersten Halbjahr und musste ein Minus von 8% auf 157,7 Mio CHF hinnehmen. Der Erfolg aus dem Handelsgeschäft fiel derweil mit -14% auf 67,5 Mio klar unter dem Vorjahresniveau aus. Im Vorjahreszeitraum hatte die BCV im Handelsgeschäft noch von hohen Volumen in der Folge der Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die SNB profitiert.

Der Geschäftsaufwand blieb mit 258,2 Mio CHF dagegen auf dem Niveau des Vorjahres. Während der Personalaufwand leicht anstieg (+1%), konnte der Sachaufwand im Vorjahresvergleich gesenkt werden (-1%).

WENIGER KUNDENEINLAGEN

Die Bilanzsumme erhöhte sich im Vergleich zum Jahresende um 3% auf 44,7 Mrd CHF, wobei auf der Aktivseite vorwiegend die bei der SNB gehaltene Liquidität anstieg. Die Hypothekarforderungen nahmen dabei noch mit einem Plus von 1% auf 24,8 Mrd zu. Auf der Passivseite musste die Bank einen Rückgang der Spar- und Kundeneinlagen um 2% auf 28,4 Mrd CHF verzeichnen. Der Rückgang war laut den Angaben vor allem auf die Beendigung der Zusammenarbeit mit Postfinance im Online-Trading zurückzuführen.

Die verwalteten Vermögen der Gruppe gingen um 1% auf 87,4 Mrd CHF zurück. Zwar flossen der Bank weitere Onshore-Gelder (+401 Mio CHF) zugeflossen, dies wurden aber vor allem durch den Abfluss von Offshore-Gelder (-399 Mio) neutralisiert.

GEHALTENER GESCBHÄFTSGANG

Sofern sich die Wirtschaftslage und die Entwicklung an den Finanzmärkten nicht signifikant verschlechtern sollten, rechnet die BCV-Gruppe für das zweite Halbjahr 2016 mit einem "ähnlich guten Geschäftsgang wie im ersten Halbjahr", wie es in der Mitteilung heisst. Zudem soll weiterhin die Dividendenpolitik mit einer Ausschüttung zwischen 32 und 37 CHF je Aktie gelten. 2015 richtete die BCV 33 CHF je Titel aus.

Am Aktienmarkt zeigten sich die BCV-Titel von der Zahlenvorlage nur wenig bewegt. Insgesamt seien die Resultate "marginal schwächer als erwartet" gewesen, kommentierte etwa das CS-Research. Am Ende notierten die BCV-Aktien um 0,5% fester auf 669,50 CHF.

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