PRESCOTT/SOUTHPORT (dpa-AFX) - Der große US-Waffenhersteller Sturm, Ruger & Co. muss sich dem Druck kritischer Investoren beugen und die Öffentlichkeit in einem Bericht über die Gefahren seiner Produkte informieren. Die Aktionäre stimmten bei der Hauptversammlung am Mittwoch (Ortszeit) für einen entsprechenden Vorschlag, den Aktivisten gegen Waffengewalt eingebracht hatten. Gestartet hatte die Initiative ein Bündnis von Nonnen und anderen religiösen Gruppen, die Ruger in der Waffendebatte stärker in die Pflicht nehmen wollen.

"Die Anteilseigner haben gesprochen, und wir werden unsere Pflicht erfüllen und zu gegebener Zeit einen Report vorbereiten", sagte Ruger-Chef Christopher Killoy. Das Unternehmen muss nun erklären, ob es Pläne hat, sicherere Produkte zu entwickeln und mehr gegen Waffengewalt zu tun.

Für Ruger ist das Votum eine krachende Niederlage, laut US-Medien hatte die Firma wochenlang Stimmung dagegen gemacht. Analysten hatten nicht damit gerechnet, dass die Investoren sich für den Antrag aussprechen würden.

Killoy machte aus seiner Abneigung keinen Hehl: "Der Vorschlag kann nicht ändern, was Ruger ist und wofür wir stehen." Er könne das Unternehmen auch nicht zwingen, sein Geschäft zu verändern, das "legal und von der Verfassung geschützt" sei. Killoy sprach von "fehlgeleiteten Prinzipien von Gruppen", die keine Waffen besäßen und am liebsten hätten, dass Ruger sein Geschäft aufgebe.

Die Aktionäre stimmten indes nicht allen Anträgen der Aktivisten zu. Sie sprachen sich zum Beispiel dagegen aus, die Verbindung zur National Rifle Association (NRA), dem Lobbyverband der US-Waffenindustrie, zu lockern.

Treibende Kraft der Abstimmung war die Organisation Interfaith Center on Corporate Responsibility (ICCR), die Aktionärsrechte bündelt, um Konzerne zu mehr gesellschaftlicher Verantwortung zu drängen. Hier hatten sich Ordensfrauen wie die Sisters of the Holy Names of Jesus and Mary oder Adrian Dominican Sisters engagiert. Sie hatten vor rund zwei Jahren angefangen, Aktien von Waffenherstellern zu kaufen, um dort über ihre Stimmrechte Einfluss nehmen zu können.

Das Votum der Aktionäre sei ein Zeichen wachsender Sorge der Investoren und eine "starke Botschaft" an Rugers Managament, das bislang keine Mühen gezeigt habe, sicherere Waffen zu produzieren, teilte das ICCR mit.

Im Zuge des Parkland-Massakers, bei dem im Februar 17 Menschen an einer High School im US-Bundesstaat Florida erschossen wurden, ist die Waffenindustrie in den USA stark unter Druck geraten. Die Protestwelle hat nicht nur die Hersteller, sondern auch Investoren und Geldgeber wie Fondsgesellschaften und Banken erfasst.

Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock etwa, der auch größter Aktionär bei Ruger ist, hatte kürzlich eine Reihe von "waffenfreien" Anlageprodukten angekündigt. Auch große Geldhäuser wie Bank of America und Citigroup gaben Maßnahmen gegen Waffengewalt bekannt. Die US-Waffenlobby ist aber stark und wehrt sich nach Kräften.

Vor allem in der republikanischen Partei hat die Industrie großen Einfluss, wie sich zuletzt erneut bei einem Auftritt von US-Präsident Donald Trump zeigte. "Eure Rechte aus dem zweiten Verfassungszusatz stehen unter Beschuss, aber sie werden niemals unter Beschuss stehen, solange ich Euer Präsident bin", erklärte Trump am vergangenen Freitag auf der Jahresversammlung der NRA.

Mitglieder der Republikaner sollen laut US-Medien auch schon Druck auf die Bank of America und Citigroup ausgeübt haben, die angekündigten Verschärfungen bei Geschäften mit Waffenherstellern zurückzunehmen./hbr/DP/he