Im Einklang mit dem ausgeprägten Interesse der Japaner für Elektronik diversifizierte Bandai sein Produktportfolio im Jahre 2005 mit der Übernahme des Videospielverlages Namco. Dieser ist unter anderem für seine Pac-Man- und Tekken-Franchise bekannt und ist aktueller Besitzer des Namenslogos Atari.

Chart BANDAI NAMCO Holdings Inc.

Wie bei den Konkurrenten Nintendo, Sega, Konami, Sony oder Capcom basiert der Großteil des Wertes von Bandai auf dem Markenportfolio des Konzerns. Die bekannteste Franchise Lizenz wird bei einigen Lesern sicher schöne Erinnerungen wecken. Es handelt sich um die Dragonball-Reihe.

Bandai unterteilt seine Aktivitäten in vier Segmente: Spielzeug (33 % des Umsatzes), Videospiele (47 %), Arcade-Terminals und andere "feststehende" Attraktionen (14 %) sowie verschiedene Produktionstätigkeiten für Events (6 %).

Es ist bemerkenswert, dass das Spielzeugsegment wachsende Umsätze erzielt. Waren es noch 173 Mrd. Yen im Jahr 2013 liegt der Umsatz im Jahr 2019 mittlerweile bei 243 Mrd. Yen. Das entspricht einer annualisierten Wachstumsrate von 5,8 % und einem soliden Margenprofil von rund 8 %. Dagegen kämpfen die großen amerikanischen Konzerne wie Mattel oder auf der Vertriebsseite Toys’R’Us mit großen Schwierigkeiten in ihren Märkten.

Das Segment der Videospiele verzeichnet ein höheres Wachstum, allerdings ist eine genaue Messung vor 2017 nicht möglich, da vor diesem Zeitraum keine klare Segmentierung vorhanden war. Das Margenprofil ist mit rund 14 % besser als in den Märkten von Konami, erreicht aber nur die Hälfte der Marge der Videospiel-Giganten Activision Blizzard oder Electronic Arts.
Die beiden anderen Segmente sind kaum profitabel und verdienen keiner besonderen Erwähnung. Hier sollte einzig erwähnt werden, dass sich die Arcade-Terminals und andere reale Unterhaltungsformen besser auf die neuen Möglichkeiten der virtuellen Realität konzentrieren sollten. Diese Erlebnisse werden in der Zukunft, neben den klassischen E-Sports-Wettbewerben, einen höheren Stellenwert einnehmen.

Das Management ist sich natürlich der strategischen Bedeutung seines Markenportfolios bewusst und beabsichtigt zwischen 2019 und 2021 25 Mrd. Yen (200 Mio. €) in die Entwicklung neuer Franchiseunternehmen zu investieren. Diese Investitionsbemühungen erscheinen notwendig, um das Angebot zu erneuern und den immer aggressiver werdenden koreanischen und chinesischen Konkurrenten etwas entgegenzusetzen. 

Eine Besonderheit der japanischen Videospielanbieter ist, dass ihre Produkte sowohl in ihren Heimatmärkten als auch in China, Europa und Nordamerika hoch angesehen sind. Damit ist es das einzige Land, in dem mittelständische Unternehme dem Druck der Branchenkonzerne standhalten können. In Europa stellt das schwedische Unternehmen Paradox Interactive die Ausnahme dar.
Auf finanzieller Ebene lässt sich der Erfolg des vor 10 Jahren eingeleiteten Restrukturierungsplans sehen. Er hat die Margen, den Cashflow und damit die Dividendenausschüttungen an die Aktionäre deutlich erhöht, ohne dabei die Investitionstätigkeit zu beeinträchtigen.

Auf Bandai wurden wir durch unseren Aktienscreener aufmerksam, mit dem unzählige Auswahlfaktoren kalibriert werden können.
Bandai weist zudem eine starke Bilanz auf, da unter anderem der überschüssige Cashflow alle Verbindlichkeiten abdeckt. Diese finanzielle Basis beruhigt die Anleger und ermöglicht es dem Management neue Wege in die Zukunft einzuschlagen. Dies umfasst zum Beispiel Neuakquisitionen oder eine Fusion mit einem anderen Mid-Cap-Unternehmen wie Konami. Allerdings wird dadurch auch die Eigenkapitalrendite, welche im Moment bei 14-15 % pendelt, belastet.

Es sei darauf hingewiesen, dass der jüngste strategische Plan die Eigenkapitalrendite auf dem aktuellen Niveau halten will. Daran sieht man deutlich die Unterschiede in der kapitalistischen Kultur und in den praktischen Gebräuchen von japanischen und europäischen oder nordamerikanischen Unternehmen sehen. Die Japaner haben dem angelsächsischen System zwar einige Muster entnommen, aber viele eigenen Ansätze beibehalten.

In unseren Breitengraden spielen Investoren gerne die Rolle des "Aktivisten" und setzen sich mehr oder weniger systematisch dafür ein, überschüssiges Kapital an die Aktionäre auszuschütten.Damit werden kurzfristige Ausschüttungen über das langfristige Wachstum gestellt. In Japan lässt man sich Zeit und denkt lieber in Jahrzehnten.

Nach Bereinigung der Marktkapitalisierung um den Überschuss an liquiden Mitteln wird Bandai mit dem 15x seines Gewinns gegenüber dem Vorjahr bewertet. Die Bewertung fällt etwas niedriger als die seiner Konkurrenten aus. Bandai hat mit dem Nachteil zu kämpfen, dass der Markt dem Spielzeuggeschäft weniger Wachstum zutraut, obwohl dieses profitabel und wachsend ist. Das Management strebt bis 2021 einen Umsatz von 750 Mrd. Yen an, wobei das aktuelle Margenprofil beibehalten werden soll. Sollte Bandai seine eigenen Prognosen erfüllen, so ist mit einer Neubewertung in den kommenden Monaten zu rechnen.

Ein positives Szenario wird vom Großteil der Analysten geteilt und Marketscreener möchte die aktuelle Dynamik des Unternehmens durch eine Depotaufnahme in das Investor Portfolio – Asien nutzen.

Bandai plant 25 Mrd. Yen in neues Know-how zu investieren, welches neue Wachstumsimpulse schaffen sollte. Natürlich gibt es keinerlei Garantie für den dieses Szenario, allerdings gehen wir von einem positiven Ausblick aus, da wir viel Expertise im Management sehen. 

(Der Autor ist nicht Aktionär.)