ZWICKAU (dpa-AFX) - Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles haben sich am Mittwoch ein Bild vom laufenden Umbau des Zwickauer VW-Werks zur ersten E-Auto-Fabrik gemacht. "Das ist ein Pilot für das ganze Land, für die gesamte Industrie", sagte Nahles.

Neben der technischen Umrüstung der Produktionslinien müssen laut VW-Personalvorstand Gunnar Kilian parallel rund 7700 Mitarbeiter weitergebildet werden. Bis Jahresende sind demnach insgesamt 13 000 Trainingstage geplant, in denen die Beschäftigten je nach Aufgabenbereich unterschiedlich intensiv geschult werden. Die individuelle Dauer der Fortbildungen reiche von wenigen Stunden bis hin zu mehreren Wochen.

Um die Beschäftigten für die künftigen Aufgaben zu qualifizieren, brauche es eine Partnerschaft von Industrie und Politik, betonte Heil. Der Autobauer, aber auch mittelständische Zulieferer, erhalten demnach Fördergelder für die Weiterbildung von Mitarbeitern in Sachen Elektromobilität. Mit dem Qualifizierungschancengesetz, das seit Jahresbeginn in Kraft ist, solle auch Arbeitslosigkeit verhindert werden, sagte der Minister.

Volkswagen will in Zwickau mit dem "ID" ab November 2019 das erste vollelektrische Serienauto fertigen. Ab 2021 sollen in der ersten E-Auto-Fabrik des Konzerns sechs Modelle der Marken VW, Audi und Seat vom Band laufen. Der Umbau hat zur Jahresmitte 2018 begonnen und erfolgt bei laufendem Betrieb. Im Sommer dieses Jahres soll die erste von zwei Montagelinien eingerichtet werden.

Der Automatisierungsgrad in der neuen Autofabrik soll sich verdreifachen. In der Montage fallen nach Angaben von Konzernbetriebsrat Bernd Osterloh ein Drittel der Mitarbeiter weg. Um die Zahl der Beschäftigten dennoch zu halten, wolle VW mehr Autos bauen. Statt wie bisher 1350 Fahrzeuge sollen ab 2021 jeden Tag 1500 Autos in Zwickau vom Band rollen. Osterloh zufolge gilt für den Standort bis 2025 eine Beschäftigungsgarantie.

Der auf zwei Jahre angelegte Umbau hat auch Auswirkungen auf die Zulieferer. "VW baut in Sachsen derzeit etwa ein Drittel Fahrzeuge weniger, dadurch haben auch die Zulieferer weniger zu tun", sagte Dirk Vogel vom Netzwerk Automobilzulieferer (AMZ) Sachsen der dpa. Gleichzeitig müsse die Branche aber investieren, um den Anschluss nicht zu verlieren und ihre Mitarbeiter trotz Umsatzeinbrüchen zu halten. Zudem sei der Kostendruck durch den Diesel-Skandal und die Transformation bei dem Autobauer gestiegen, was dieser wiederum an die Zulieferer weitergebe. Dennoch sei die Elektro-Offensive eine Chance für das Autoland Sachsen, sagte Vogel.

Der VW-Konzern investiert nach eigenen Angaben allein in Zwickau rund 1,2 Milliarden Euro in den Wandel hin zur Elektromobilität. Von den aktuell 5,6 Millionen in Deutschland produzierten Fahrzeugen sollen demnach in wenigen Jahren deutlich mehr als 20 Prozent vollelektrisch fahren. Die Zulieferer betroffener Komponenten, beispielsweise des Antriebsstrangs, müssten sich entsprechend aufstellen. "Natürlich ist das ein hartes Geschäft, aber das war es schon immer." Andere Bauteile wie Sitze oder Karosserien brauche es hingegen auch in Zukunft. In der sächsischen Zulieferindustrie arbeiten rund 30 000./cdr/DP/he