Der Industriekonzern Atlas Copco bietet 1,1 Milliarden Euro für das Unternehmen, das vor 35 Jahren aus einem Projekt der Technischen Universität hervorgegangen war. Gründer und Vorstandschef Enis Ersü sprach am Montag von einer "optimalen Nachfolgelösung". Der 66-Jährige hat Atlas Copco seine 24-Prozent-Beteiligung bereits versprochen. Mit dem Zukauf wollen die Schweden ihr Geschäft mit der Digitalisierung und Automatisierung der Industrieproduktion stärken. Mit den "sehenden Systemen" - hochauflösenden Kameras und LEDs - von Isra Vision lassen sich ganze Roboter steuern und Oberflächen von Metallen, Glas, Plastikfolien oder Solarzellen in rasendem Tempo prüfen, etwa zur Qualitätskontrolle.

Die Schweden bieten 50 Euro je Isra-Vision-Aktie, das ist ein Aufschlag von 43 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Die im Kleinwerteindex SDax notierte Aktie stieg am Montag aber bis auf 51,20 Euro. Ersü sprach von einem "äußerst attraktiven Angebot". Die Schweden böten das 33-fache des Ergebnisses vor Steuern und Zinsen (Ebit). Mit einer operativen Rendite von 22 Prozent auf den Umsatz von zuletzt 154 Millionen Euro ist Isra Vision hoch profitabel. "Das ist der strategische Einstieg in die digitale Produktion und ein großartiger Deal für Atlas, auch wenn damit erst einmal nicht viel Umsatz und Gewinn hinzukommt", schreiben die Analysten von Citi.

Atlas Copco hat 35 Prozent der Anteile sicher. Neben Ersü wollen auch seine Vorstandskollegen verkaufen. Weitere sechs Prozent haben die Schweden von einem Hedgefonds aus Chicago bereits gekauft. Allein Ersü bekommt für sein Aktienpaket rund 265 Millionen Euro. Er werde als Vorstandschef noch für einige Zeit an Bord bleiben, um die Integration in Atlas Copco zu begleiten, sagte er.

Die Schweden wollten Isra Vision zum Kern einer neuen Sparte innerhalb der Division Industrietechnik machen, sagte deren Chef Henrik Elmin. "Es geht darum, unserer Wettbewerbsfähigkeit auf lange Sicht zu stärken." Isra Vision solle zum "Weltmarktführer für Machine Vision" werden. Das Unternehmen und die 800 Mitarbeiter sollen bis auf weiteres unter der angestammten Marke auftreten. Atlas Copco stellt neben Produktionstechnik auch Kompressoren, Baumaschinen und Vakuumtechnik her und setzt damit im Jahr umgerechnet fast zehn Milliarden Euro um.

"Atlas ist die beste Lösung für unsere Zukunft", sagte Ersü. Man sei mit den Schweden schon seit zwei Jahren im Kontakt. Nach dem ersten konkreten Angebot habe er auch drei weitere Konzerne angesprochen, ob sie Interesse an einer Übernahme hätten. Einen formalen Auswahlprozess habe es aber nicht gegeben. Nach der Übernahme soll Isra Vision von der Börse genommen werden - nach einem weiteren Abfindungsangebot über 50 Euro. Eine Mindestquote müssen die Schweden dafür nicht erreichen, ein Vorstandsbeschluss reicht.