Zürich (awp) - Der Backwarenkonzern Aryzta schreibt einmal mehr mit einer Gewinnwarnung negative Schlagzeilen. Am Donnerstag hat das seit längerem in einer Krise steckende Unternehmen überraschend bereits seine Umsatzangaben zum dritten Quartal des ungeraden Geschäftsjahres 2017/18 publiziert. Erschrocken zeigt sich die Investorengemeinde weniger über den leicht enttäuschenden Umsatz als vielmehr über die bereits zweite Gewinnwarnung im laufenden Kalenderjahr.

Und es ist bereits die zweite Gewinnwarnung unter der Ägide des im vergangenen September angetretenen neuen Konzernleiters Kevin Toland. Nach dem grossen Köpferollen im vergangenen Jahr hat dieser nun die Verantwortung für den angestrebten Turnaround übernommen. Nebst Toland wurde im Vorjahr auch ein neuer Finanzchef eingesetzt sowie ein neuer Verantwortlicher für die Strategie und ein neuer Personalchef. Im laufenden Jahr wurde auch bereits der Chefposten der Region Nordamerika neu besetzt, im August erfolgt der Wechsel des Europa-Chefs.

Dass unter dem neuen CEO rasch Ruhe einkehren würde, war eine eher trügerische Hoffnung. So hiess es in der Mitteilung vom Morgen, dass die Entwicklung des Betriebsgewinns auf Stufe EBITDA nicht den Erwartungen entsprochen habe. In der Folge wurde der bisherige Ausblick für den EBITDA im Gesamtjahr 2017/18 (per Ende Juli) vom vergangenen Januar nach unten revidiert und ein neues Kostensparprogramm angekündigt. "Wir sind mit unserer Performance noch nicht dort, wo wir sein wollen", sagte Toland an einer Telefonkonferenz.

ERNEUTE SENKUNG DER GEWINNPROGNOSE

Konkret soll der EBITDA im Gesamtjahr auf rund 300 Millionen Euro zu liegen kommen. Im Januar hiess es dazu, dass der Wert rund 20 Prozent unter dem Vorjahr (420 Millionen) ausfallen dürfte, was einen entsprechenden Betriebsgewinn von 330 bis 335 Millionen ergeben hätte. Nun reduziert das Unternehmen diese Prognose um weitere 9 bis 12 Prozent.

"Wir haben die Herausforderungen des schwierigen Marktumfelds unterschätzt", erklärte Toland. Insbesondere die Abschwächung der Konsumentenstimmung in Grossbritannien und die höher als erwartet ausgefallenen Butterpreise seien eine Belastung.

ORGANISCH LEICHTES UMSATZMINUS

Der Umsatz nahm in der Periode von Februar bis April 2018 um knapp 17 Prozent auf 811,4 Millionen Euro ab. Veräusserungen trugen zum Minus knapp 9 Prozent bei und Währungseffekte knapp 7 Prozent. Das organische Minus lag damit bei 1,2 Prozent und hat sich gegenüber dem ersten Semester immerhin etwas verlangsamt. Alle drei Regionen von Aryzta, Europa, Nordamerika und Rest der Welt, verkauften weniger als im Vorjahresquartal. Dabei war das Minus in Nordamerika wegen des Verkaufs der defizitären Cloverhill am grössten.

Um den schlingernden Dampfer wieder auf Kurs zu bringen, wurde bereits früher verkündet, dass sich das Unternehmen in einem mehrjährigen Turnaround-Prozess befinde. Nun setzte Aryzta mit einem neuen Kostenprogramm nach, welches innert der kommenden drei Geschäftsjahre Einsparungen von insgesamt 200 Millionen Euro bringen soll. Was dies an zusätzlichem finanziellen Aufwand bedeutet, vermochte das Management noch nicht zu sagen.

Die Prioritäten beim neuen Kostenprogramm liegen auf Verbesserungen beim Bezug der Rohmaterialien, also beim Einkauf, zweitens bei strukturellen Anpassungen und drittens bei der besseren Auslastung der Kapazitäten, welche gleichzeitig modernisiert werden sollen. In Markkreisen wurde das Programm allerdings auch als Alibiübung zur Beruhigung der Investoren bezeichnet.

Nicht bestätigt hat das Unternehmen das einst formulierte Ziel, bis Ende des laufenden Geschäftsjahres Verkäufe von Unternehmensteilen vorzunehmen, welche mindestens 450 Millionen Euro einbringen sollen. "Wir arbeiten daran, aber das Timing der Verkäufe hängt von zahlreichen Faktoren ab", meinte Toland. Laut der Mitteilung vom Morgen sind bisher Veräusserungen im Wert von gut 140 Millionen abgewickelt worden; das Devestitionsprogramm befinde sich damit auf Kurs, hiess es.

AKTIE BRICHT EIN

Ein Problem hat das Unternehmen mit seiner hohen Verschuldung, darum sollen auch verschiedene Geschäftsteile verkauft werden. Die Kreditbedingungen, die sogenannten Covenants, werden gemäss Toland per Ende Jahr aber auch ohne weitere Verkäufe erfüllt sein. "Die Covenants sind nicht abhängig von Devestitionen." Er wies weiter darauf hin, dass sich die Bilanz im dritten Quartal weiter verbessert habe.

Von der Börse wird die Gewinnwarnung X mit einem Minus von derzeit 26 Prozent bestraft. Im Tief lag der Titel gar um über 30 Prozent im Minus.

cf/rw