- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Zwar konnte der Mischkonzern den operativen Gewinn im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2017/18 (per Ende September) um 21 Prozent auf 500 Millionen Euro steigern. Dies war jedoch vor allem der von Hiesinger aufs Abstellgleis gestellten Stahlsparte zu verdanken. Sie soll nun auch im Gesamtjahr besser abschneiden als bislang erwartet. Den Ausblick für die Technologiegeschäfte mit Autoteilen, Aufzügen und dem Anlagenbau schraubte der Konzern am Dienstag mit Verweis auf den starken Euro und hohe Materialkosten nach unten.

Am Markt kam dies nicht gut an. Die Aktie rauschte zeitweilig mehr als fünf Prozent in den Keller auf einen Wert von 22,11 Euro. Sie gehörte damit zu den größten Verlierern im Dax. "Stahl lief gut, der Rest nicht so", sagte ein Händler. ThyssenKrupp erwarte zwar in der Stahlsparte nun ein Ergebnis deutlich über Vorjahresniveau, der Ausblick für die künftigen Kerngeschäfte mit Autoteilen, Aufzügen und Anlagen falle jedoch schwächer aus, schrieb Analyst Seth Rosenfeld von der US-Bank Jefferies in einem Kurzkommentar. Positiv sei allerdings, dass die geplante Zusammenführung der Stahlsparte mit dem Rivalen Tata Steel auf einem guten Weg sei.

Hiesinger bekräftigte die Prognose, wonach der operative Gewinn im Geschäftjahr auf 1,8 bis 2,0 Milliarden Euro nach zuletzt 1,7 Milliarden steigen soll. Nach den ersten sechs Monaten hat der Konzern bereits 944 Millionen Euro in der Tasche. "Mit dem 1. Halbjahr sind wir insgesamt zufrieden und damit auf einem sehr guten Weg, unsere Jahresziele zu erreichen", sagte Hiesinger. "Gleichzeitig arbeiten wir konsequent an unseren Programmen zur weiteren Steigerung der Leistungsfähigkeit."

INVESTOREN ERWARTEN NEUE STRATEGIE - ZUERST KOMMT STAHLFUSION

Die europäische Stahlsparte profitierte von höheren Preisen und einer anziehenden Nachfrage. Sie konnte ihr Ergebnis auf 198 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Vor wenigen Tagen hatte sich auch Weltmarktführer ArcelorMittal optimistisch über den Ausblick für die Schwerindustrie geäußert.

Während die Stahlsparte mit der Aufzugssparte zusammen den größten Teil des operativen Gewinns im zweiten Quartal stemmte, schrumpfte das Ergebnis im Geschäft mit Autoteilen und im Werkstoffhandel. Im kriselnden Anlagenbau fuhr Thyssenkrupp einen Verlust von 23 Millionen Euro ein. Und selbst für die als Ertragsperle geltende Aufzugssparte werden die Zeiten härter. Hatte das Management bislang für das Geschäftsjahr eine Verbesserung der Marge um 0,5 bis 0,7 Prozentpunkte in Aussicht gestellt, soll sie nun mindestens stabil bleiben. Die Marge im Geschäft mit Autoteilen soll ebenfalls stabil bleiben und nicht mehr zulegen. Auch dem Anlagenbau traut das Management weniger zu.

Dafür soll es nun mit dem Joint Venture beim Stahl vorangehen. Hiesinger will mit Tata den zweitgrößten Stahlkonzern Europas nach ArcelorMittal schmieden. Den ursprünglichen Zeitplan, der ein Signing bis Jahresanfang 2018 vorsah, musste der Manager über den Haufen werfen, da noch viele Fragen ungeklärt sind. So hatte Tata dem niederländischen Werk Ijmuiden umfangreiche Zugeständnisse gemacht. Dazu gehört, dass der Standort weiterhin die Verfügungsgewalt über die erzielten Gewinne behalten soll. Die IG Metall lehnt dies strikt ab.

Finanzchef Guido Kerkhoff wollte sich in einer Telefonkonferenz nicht im Detail zu dieser Frage äußern. "Wir wollen da eine einheitliche Steuerung für das Joint Venture haben, dass das über alle Standorte anständig gesteuert werden kann." Thyssenkrupp will nun die eigenen Gremien bis Ende Juni über das Ergebnis der Verhandlungen entscheiden lassen. Die Vertragsunterzeichnung mit Tata solle noch in der ersten Jahreshälfte unter Dach und Fach gebracht werden.

Danach will der Vorstand auch seine neue Strategie vorstellen. Großaktionär Cevian oder Investoren wie Union Investment fordern ein schärferes Profil des Traditionskonzerns. Zudem müssten womöglich weitere Geschäftsbereiche abgestoßen werden Kerkhoff wollte sich nicht festlegen, ob nach dem jetzigen Zeitplan die Freigaben der Kartellbehörden für das Joint Venture bis Ende 2018 vorliegen. "Das liegt nicht in unserer Hand."