- von Tom Käckenhoff

"Es gibt viel zu besprechen, aber uns fehlen die Ansprechpartner", sagte der Betriebsratschef von Thyssenkrupp Steel Europe, Tekin Nasikkol, am Mittwoch vor Journalisten in Duisburg. "Ich muss das scharf kritisieren." Es müsse zwischen den Partnern mit ihren Standorten in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien geklärt werden, wer, wo und was produziere. "Wir wollen in die Entscheidungen eingebunden werden." Die Führungsfrage hätte ursprünglich schon vor Monaten geklärt sein sollen, kritisierte Nasikkol.

Thyssen und Tata aus Indien wollen den zweitgrößten europäischen Stahlkonzern nach ArcelorMittal schmieden. Nach der Vereinbarung im Sommer hatte es geheißen: "Das geplante Joint Venture Thyssenkrupp Tata Steel wird durch eine Holding mit Sitz im Raum Amsterdam geführt. Der künftige Vorstand umfasst sechs Mitglieder. Die Bekanntgabe der Besetzung folgt zu einem späteren Zeitpunkt. Der Vorstand wird durch ein Aufsichtsgremium kontrolliert, das aus je drei Vertretern der Joint Venture Partner besteht."

Das Management-Board müsse in diesem Jahr benannt werden, forderte Nasikkol. "Wenn nicht, dann gibt es Ramba Zamba." Zwar werde das Bündnis noch von den Wettbewerbshütern geprüft. "Wir wollen aber am Tag X bereit sein." So könne er derzeit etwa kaum die Gründung eines europäischen Betriebsrats vorantreiben. Von welcher Seite der Vorstandschef komme, sei für ihn nicht so entscheidend. "Mitbestimmung darf für ihn kein Fremdwort sein."

Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff hatte kürzlich angekündigt, dass die Führungsfrage des Stahl-Joint-Ventures vor Weihnachten geklärt werde. Als ein aussichtsreicher Kandidat für den Chefposten gilt der jetzige Chef von Thyssenkrupp Steel Europe, Andreas Goss. Der frühere Siemens-Manager ist seit 2012 im Vorstand der Stahlsparte und seit 2014 dort Chef. Er ist in der Branche gut verdrahtet und führt seit Jahren auch für die Arbeitgeberseite die Stahltarifverhandlungen, die im Januar in eine neue Runde gehen. Berichte, wonach der aus Bayern stammende ebenso hemdsärmelig wie selbstbewusst auftretende Manager bei den Indern auf Vorbehalte trifft, werden in Kreisen von Thyssenkrupp zurückgewiesen.

Sollte die Führungsfrage nicht rasch geklärt werden, könnte dies Spekulationen nähren, dass bei der Fusion eine Reihe von gegenseitigen Vorbehalten überwunden werden muss. Schon die Verhandlungen für das Joint Venture hatten sich viel länger als erwartet hingezogen.