"Wir verzeichnen jetzt erste Verbesserungen bei den Roh- und Werkstoffpreisen. Dies wird sich günstig auf die weitere Ergebnisentwicklung auswirken", sagte zwar Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger am Donnerstag. Eine dauerhafte Erholung sei aber nicht in Sicht, ergänzte Finanzchef Guido Kerkhoff im Einklang mit anderen Branchenvertretern. "Ich würde nicht sagen, dass es mit den Stahlpreisen weiter nach oben geht." Der Konzern werde daher seine Sparanstrengungen forcieren und sehe weiter einen Konsolidierungsbedarf. Zu den Fusionsgesprächen mit Tata Steel hüllte sich das Management in Schweigen.

Auch wegen weiterer Einbußen in der europäischen Stahlsparte schrumpfte bei Thyssenkrupp im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2015/16 (per Ende September) der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 18 Prozent auf 441 Millionen Euro. Der operative Gewinn bei Steel Europe fiel auf 91 Millionen von 166 im Vorjahreszeitraum. Das vor dem Umbau stehende Geschäft mit dem Anlagen- und U-Boot-Bau lief ebenfalls deutlich schlechter als vor Jahresfrist. Es fuhr mit 43 Millionen Euro weniger als die Hälfte des Vorjahreswertes ein. Die Zahlen der Sparte Industrial Solutions seien sehr schwach gewesen, hieß es in einem Marktkommentar der UBS. Die Thyssenkrupp-Aktie verlor zeitweise über drei Prozent an Wert, holte einen Teil der Einbußen aber später wieder auf.

THYSSENKRUPP: HÖHERE STAHLPREISE KOMMEN ZEITVERZÖGERT AN

Der Schwerindustrie mit knapp 90.000 Beschäftigten in Deutschland und über 300.000 in Europa machen seit Jahren Überkapazitäten, Billigimporte aus China, Preisdruck und immer schärfere Klimaschutzbestimmungen zu schaffen. Zuletzt hatten auch ArcelorMittal, Salzgitter und der Stahlhändler Klöckner & Co. über anziehende Stahlgeschäfte berichtet. Zugleich blieben sie aber vorsichtig, ob diese Entwicklung von Dauer sein wird. KlöCo-Chef Gisbert Rühl rechnet etwa damit, dass die Preise in den USA wegen des hohen Importdrucks wieder nachgeben, während sie in Europa stagnieren. Zuvor seien sie seit ihren Tiefsständen Mitte 2015 um etwa ein Viertel gestiegen.

Thyssenkrupp erwartet, dass sich die höheren Notierungen erst im laufenden Quartal in ihren Bilanzzahlen stärker niederschlagen. Das dauere bis zu sechs Monate. Die Preise waren auch durch Anti-Dumping-Maßnahmen der EU und der USA gegen China angezogen. Der deutschen Stahlindustrie gehen die Zölle nicht weit genug. Experten weisen darauf hin, dass es in China weiter Überkapazitäten von rund 300 Millionen Tonnen gibt - das ist mehr als das siebenfache der Jahresproduktion in Deutschland.

"Wir konzentrieren uns weiter auf die Dinge, die wir selbst beeinflussen können. Und das zeigt Wirkung", betonte Thyssenkrupp-Chef Hiesinger. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2015/16 habe der Konzern die Kosten um mehr als 700 Millionen Euro gesenkt. Hiesinger bekräftigte die im Mai wegen der Stahlschwäche gesenkte Prognose. Danach soll das bereinigte Ebit im Gesamtjahr bei mindestens 1,4 (Vorjahr: 1,68) Milliarden Euro liegen und der Überschuss auf dem Vorjahresniveau von zuletzt 268 Millionen Euro.

Zu den Gesprächen über eine mögliche Fusion der Stahlsparte mit dem Konkurrenten Tata Steel äußerte sich das Management nicht. "Keine Details", sagte Finanzvorstand Kerkhoff. Er verstehe, dass die Arbeitnehmervertreter in der Frage Stellung bezögen, er wolle sich aber nicht öffentlich zum Stand der Gespräche äußern. Es gebe auch keine Neuigkeiten. "Man muss auch mal Unsicherheit aushalten." Am Freitag soll Stahlchef Andreas Goss rund 300 Betriebsräten in Duisburg Rede und Antwort stehen.