Vor allem der Technologiesektor kam am Dienstag unter die Räder, weil die Angst vor Lieferengpässen und Absatzproblemen in China wegen der Coronavirus-Epidemie schlagartig wieder in den Vordergrund rückte. "Es ist ein Weckruf von Apple für die scheinbar unbekümmerten Anleger, was die negativen wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus angeht", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic von AxiTrader. Auch wenn die Ankündigung des iPhone-Herstellers nicht wirklich überraschend gekommen sei, dürften die wirtschaftlichen Folgen des Virus für Firmen nicht unterschätzt werden.

Der Dax büßte 0,7 Prozent auf 13.688 Punkte ein und der EuroStoxx50 verlor 0,5 Prozent auf 3836 Zähler. Der europäische Technologie-Index gab rund ein Prozent nach. Händlern zufolge könnte die Branche angesichts der Abhängigkeit von Lieferungen aus China weiter Federn lassen. Bislang hatten die nachlassenden Handelskonflikte für Rückenwind gesorgt. "Nur weil die Aktienmärkte auf Allzeithochs gestiegen sind, bedeutet das nicht, dass alles in Ordnung ist", sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets in London.

"Apple ist ein bedeutender Indikator und weil es so riesig ist, gehört es zu den Unternehmen, die ganze Finanzmärkte beeinflussen können", betonte Madden. Der iPhone-Hersteller geht wegen der Epidemie in China nicht mehr davon aus, seine erst vor drei Wochen vorgelegten Umsatzziele für das Auftaktquartal zu erreichen. Andere stark von der Volksrepublik abhängige Sektoren wie die Autobranche oder der Rohstoffsektor gaben ebenfalls mehr als ein Prozent nach.

GOLD GEFRAGT

Stattdessen flüchteten Anleger in "sichere Häfen". Die "Antikrisen-Währung" Gold verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 1587,59 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und damit auf den höchsten Stand seit zwei Wochen. Dagegen sanken die Ölpreise - nach fünf Tagen mit Zuwächsen - um fast zwei Prozent. Der Preis für Öl der Nordseesorte Brent verbilligte sich um 1,04 Dollar auf 56,63 Dollar je Fass, der Preis für US-Leichtöl WTI sank um 83 Cent auf 51,22 Dollar.

Nachdem die Apple-Warnung bereits die Börsen in Asien belastet hatte, gehörten auch in Europa die Aktien von Zulieferern zu den größten Verlierern. Die Titel von Dialog Semiconductor sackten um 5,5 Prozent ab, Papiere von STMicroelectronics gaben 2,7 Prozent nach. Papiere des Chipherstellers Infineon verloren in der Spitze 2,9 Prozent. Die in Frankfurt notierten Apple-Aktien gaben zeitweise fast acht Prozent nach.

Bei den Einzelwerten standen in Frankfurt zudem die Aktien des Stahlkonzerns ThyssenKrupp im Fokus, die mit einem Minus von rund sechs Prozent das Schlusslicht des MDax waren. Ein Börsianer verwies einerseits auf die Risiken durch den Ausbruch des Coronavirus in China, was die Nachfrage nach Rohstoffen bremse. Zudem habe sich der Chef des finnischen Konkurrenten Kone, Henrik Ehrnrooth, in einem Zeitungsinterview besorgt um die finanzielle Lage von ThyssenKrupp geäußert.

Dagegen befeuerte das überraschende Übernahmeangebot der italienischen Großbank Intesa Sanpaolo für den kleineren Rivalen UBI Banca die Nachfrage nach Finanztiteln in Italien. Intesa-Aktien legten am Dienstag rund zwei Prozent zu. Die Papiere des Übernahmekandidaten schnellten um 22 Prozent in die Höhe. Der Index für den italienischen Banksektor notierte 2,3 Prozent im Plus. Intesa Sanpaolo hatte in der Nacht mitgeteilt, für UBI Banca 4,9 Milliarden Euro auf den Tisch zu legen und damit die Konsolidierung in der Branche voranzutreiben.