Auslöser der aktuellen Verkäufe waren gesenkte Umsatzziele von Apple. "Anlegern dämmert langsam, dass der Virus-Ausbruch einen starken Einfluss auf die Wirtschaft haben wird", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Allerdings hofften sie weiter auf Konjunkturhilfen und würden daher Rücksetzer sicher zum Einstieg nutzen.

Der Dax verlor am Dienstag 0,8 Prozent auf 13.681,19 Punkte und der EuroStoxx50 büßte 0,5 Prozent auf 3833,54 Zähler ein. Der US-Standardwerteindex Dow Jones gab 0,8 Prozent nach. Der Euro geriet unter die Räder und war mit 1,0784 Dollar zeitweise so billig wie zuletzt vor drei Jahren. Der überraschend schlecht ausgefallene ZEW-Index, der die Stimmung der deutschen Börsenprofis widerspiegelt, setze die Europäische Zentralbank (EZB) unter Druck, der Konjunktur unter die Arme zu greifen, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.

APPLE-ZULIEFERER UND ROHSTOFFE UNTER DRUCK - GOLD GEFRAGT

Apple-Aktien rutschten an der Wall Street um 2,4 Prozent ab. Die Zulieferer des iPhone-Anbieters gerieten ebenfalls unter Verkaufsdruck. AMS, Broadcom, Dialog Semiconductor, STMicro oder Qualcomm gaben bis zu 4,5 Prozent nach.

Die Furcht vor einer Abkühlung der Konjunktur im wichtigen Absatzmarkt China setzte auch den Automobilwerten und den Bergbaukonzernen zu. Die Indizes dieser beiden Sektoren verloren jeweils etwa zwei Prozent. Zugleich verbilligte sich das wichtige Industriemetall Kupfer um 0,4 Prozent auf 5790,50 Dollar je Tonne. Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee fiel um 1,3 Prozent auf 56,94 Dollar je Barrel (159 Liter). Brent leide zusätzlich unter dem bisherigen Verzicht der großen Exportländer auf eine Verschärfung der Förderbremse, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch.

Einige Investoren flüchteten in "sichere Häfen". Dies verteuerte die "Antikrisen-Währung" Gold um 1,4 Prozent auf 1602,86 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und drückte die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen auf ein Zwei-Wochen-Tief von minus 0,432 Prozent.

ITALIENISCHE AKTIEN UND PFUND STERLING IM AUFWIND

Gegen den Trend stieg der Aktienindex der Mailänder Börse zeitweise auf ein Elfeinhalb-Jahres-Hoch von 25.389,46 Punkten. Hier hellte die geplante milliardenschwere Übernahme der Ubi Banca durch Intesa Sanpaolo die Stimmung auf. Dieser Vorstoß schüre Hoffnungen auf weitere Zusammenschlüsse in der italienischen Finanzbranche, sagte ein Börsianer. Ubi-Titel stiegen in der Spitze um knapp 30 Prozent, so stark wie noch nie. Intesa-Papiere markierten mit 2,64 Euro ein Eineinhalb-Jahres-Hoch.

Gefragt war auch das Pfund Sterling, dass sich dank überraschend starker Arbeitsmarktdaten um bis zu 0,6 Prozent auf ein Zwei-Monats-Hoch von 1,2073 Euro stieg. Der Streit mit der EU über die Einhaltung von Wettbewerbsbedingungen verhindere aber größere Kursgewinne, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. "Dabei könnte es sich um das übliche Säbelrasseln vor Beginn der Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen handeln." Wegen des engen Zeitplans bis zum Ablauf der Übergangsfrist Ende 2020 steige dadurch allerdings die Gefahr eines chaotischen Brexit.