"Aus unserer Sicht ist Vernetzung das alles entscheidende Merkmal", hebt Martin Gösele von der Technologieberatung Altran das "C" heraus. Denn sie mache viele Funktionen erst möglich. Die Kundschaft ist Vernetzung längst vom Smartphone gewöhnt und im Zuhause sind internetfähige Geräte und Sprachassistenten auf dem Vormarsch. Das Auto hinkte da lange hinterher. Jetzt holt es auf, wie eine gemeinsame Tagung der Internationalen Funkausstellung (IFA) und des Genfer Autosalons in Berlin zeigt. Doch neben Smartphone und Smart Home muss sich das Auto seinen Platz als Smart Car erst erobern.

In der vernetzten Welt ist das Alleskönner-Telefon nach wie vor das Steuerinstrument Nummer 1 und prägt die Erwartungen an andere Geräte. "Bestimmte Funktionen, die Kunden von ihrem Mobiltelefon gewöhnt sind, wollen sie auch im Auto nutzen", sagt Thomas Schiller von Deloitte. Eine unumstößliche Bedingung, die ans Auto gestellt werde, sei für die meisten Käufer: Das Smartphone muss an Bord funktionieren. "Man hat die Relevanz, die man mit dem Produkt Automobil hatte, ein Stück weit eingebüßt, weil man sich auf einen Technologiewettlauf eingelassen hat, den man nicht gewinnen konnte", sagt Thomas Köhler, Digitalisierungsexperte und Chef der Firma CE21, der Fahrzeugbauer wie Internetkonzerne berät. Die Hersteller hätten längst gemerkt, "dass es ohne Smartphone nicht geht", dass sich ein Auto ohne Schnittstelle zum Internet kaum verkaufen lasse.

In der Europäischen Union darf man dies seit Frühjahr gar nicht mehr. Jedes Neufahrzeug muss jetzt mit dem sogenannten e-Call, einem automatischen Notrufsystem, ausgerüstet sein. Dazu wird im Auto eine SIM-Karte verbaut. Aus Expertensicht dürfte dies nicht nur bei der Sicherheit für Schub sorgen. "Es werden in den nächsten zwei bis drei Jahren 100 Prozent der Neufahrzeuge für die Vernetzung befähigt sein", sagt Mobilitätsexperte Nikolaus Lang von der Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG). Im Wettlauf mit der Technologiebranche sehe die Autoindustrie inzwischen klarer. "Im Auto wird es eigene Services geben, die das Smartphone nicht bieten kann, zum Beispiel Informationen zum Fahrzeugzustand oder zur Wartung. Jedes Gerät wird sich spezialisieren auf das, was es am besten kann." Aus Kundensicht habe bei der Vernetzung im Auto die Sicherheit "einen sehr hohen Stellenwert".

Im internetfähigen Fahrzeug werde es künftig mehr maßgeschneiderte Dienstleistungen und mehr Personalisierung geben, sagt Auto- und Technologieexperte Carsten Isert vom Analysehaus Gartner. Bei ACES "spielt künstliche Intelligenz eine treibende Rolle" - etwa wenn es darum geht, den Kunden zu verstehen, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Im Smart Home setzen immer mehr Menschen auf Sprachassistenten, die auf Zuruf Aufgaben erledigen. Auch im Auto wird diese Art der Steuerung als Komfort betrachtet, wie der US-Chiphersteller Intel, der gemeinsam mit BMW am autonomen Fahren arbeitet, im vergangenen Jahr bei einem Test herausgefunden hat. Die Passagiere legten Wert darauf, mit dem selbstfahrenden Auto zu sprechen. Häufig verlangten sie dabei spontan etwas, an dem Ingenieure noch tüfteln. Sie deuteten aus dem Fenster und sagten zum Auto: "Fahr dahin!"

"WENN SIE'S EILIG HABEN, KAUFEN SIE EINE GRÜNE WELLE"

Außer mit der Smartphone-Welt der Nutzer werden Fahrzeuge künftig auch häufiger untereinander digital verbunden sein (Car-to-Car) und auch mit der Infrastruktur (Car-to-X). Dank Vernetzung können Autos Informationen übers Wetter austauschen, über Straßenverhältnisse, Verkehrsdichte oder freie Parkplätze. Je mehr sich beteiligen, desto besser. "Die Information über eine Ampel hat keinen Wert, die Information über 10.000 Ampeln schon", verdeutlicht Alexander Wallner, Europa-Chef des Technologiespezialisten NetApp, der mit Unternehmen wie VW, Porsche oder Daimler an der Erfassung und Analyse von Daten von selbstfahrenden Autos arbeitet.

In der Nutzfahrzeugindustrie, wo es um jeden Cent geht, kann Vernetzung beim sogenannten Platooning, dem automatisierten Kolonne-Fahren, bares Geld bedeuten. Berater Gösele von Altran rechnet vor: Ein Lkw fährt im Schnitt rund 700 Kilometer am Tag und verbrennt dabei etwa 30 Liter pro 100 Kilometer. Der Hintermann, der im Windschatten fährt, kommt mit zehn Prozent weniger Sprit aus. "Das ist eine ganz schöne Einsparung."

Vernetzen sich Fahrzeuge mit der Infrastruktur, kann etwa ein Elektroauto bei einem kurzen Stopp an der Ampel induktiv laden und den Strom gleich abrechnen. Machbar ist dies über die Blockchain-Technologie, eine dezentrale Datenbank, in der sich Transaktionen fast in Echtzeit abwickeln lassen. Irgendwann werde auch die Straße Teil des Internets der Dinge, sagt Gösel. Dies könne für staufreie Fahrt sorgen oder sogar für neue Services: "Wenn Sie's eilig haben, kaufen Sie eine grüne Welle."