Der Service zum Bezahlen per Smartphone solle noch in diesem Jahr hierzulande eingeführt werden, sagte Apple-Chef Tim Cook am Dienstag in einer Analystenkonferenz zu den Quartalszahlen. Weitere Details etwa zu den Namen der Banken oder zum Gebührenmodell nannte er nicht. Die Deutsche Bank, die HypoVereinsbank und der Zahlungsanbieter Wirecard mit seiner Bezahl-App "Boon" werden dabei mit Apple zusammenarbeiten, wie die drei Unternehmen auf Anfrage mitteilten.

Seit Jahren wird über einen Start von Apple Pay in Deutschland spekuliert. Der Service ist rund vier Jahre nach dem Start bereits in 24 Ländern verfügbar - etwa in den USA und China aber auch in Nachbarländern wie Frankreich, Polen oder der Schweiz. In Deutschland konnte sich Apple dagegen lange Zeit nicht mit den Banken einigen. Das Unternehmen weigerte sich, die sogenannte NFC-Schnittstelle des iPhone für Banken freizugeben und forderte von den Instituten eine Transaktionsgebühr. Wie eine Einigung nun aussieht, blieb zunächst offen.

IMMER MEHR ANGEBOTE ZUM MOBILEN BEZAHLEN

Der Apple-Konkurrent Google ist bereits seit Ende Juni mit seinem Bezahldienst Google Pay auf dem Markt.[nL8N1TS1WF] Auch ein Großteil der Sparkassen bietet seit wenigen Tagen das mobile Bezahlen per Handy über ihre eigenen Apps an, ab Mitte August wollen auch die meisten Volks- und Raiffeisenbanken folgen. Die Bezahldienste funktionieren aber jeweils nur mit Android-Handys, deren Marktanteil in Deutschland bei rund 75 Prozent liegt.

Um mit dem Smartphone zu zahlen, müssen je nach Anbieter in einer App eine Kreditkarte oder eine Girocard (EC-Karte) hinterlegt werden. An der Kasse hält der Kunde das Smartphone an das Bezahlterminal und die Daten werden wie beim kontaktlosen zahlen per Karte per NFC-Funk übertragen. Die meisten Kassenterminals sind bereits NFC-tauglich.

BARGELD IST TRUMPF

Bisher führt das bargeldlose Zahlen in Deutschland noch ein Nischendasein, fast drei Viertel ihrer Einkäufe begleichen Verbraucher mit Scheinen und Münzen. Nur sieben Prozent der Deutschen haben schon einmal mit dem Smartphone ihre Rechnungen beglichen, wie eine Untersuchung der Bundesbank ergab. Nach Einschätzung von Gökhan Öztürk vom Beratungsunternehmen Oliver Wyman wird sich das Zahlen per Handy nicht schnell ausbreiten. "Viele Kunden sind immer noch nicht bereit, mit dem Smartphone zu zahlen", sagte er. Auch in fünf Jahren werde Bargeld in Deutschland eine bedeutende Rolle spielen.

Die Commerzbank, die bei Google Pay in Deutschland von Anfang an dabei ist, wollte sich nicht zu einer möglichen Zusammenarbeit mit Apple äußern. Ein Sprecher sagte, die Commerzbank sei grundsätzlich für alle Systeme offen und gucke sie sich genau an. Comdirect-Chef Arno Walter geht davon aus, dass die Commerzbank-Tochter wie bei Google Pay auch bei Apple Pay dabei sein wird - sofern "alles normal funktioniert".

Die Volks- und Raiffeisenbanken seien für eine mögliche Zusammenarbeit grundsätzlich offen, sagte eine Sprecherin des Branchenverbands BVR. "Wenn Apple mit Apple Pay den deutschen Markt ansteuert, werden wir das prüfen." Sowohl der Sparkassen-Verband DSGV als auch der BVR betonten, dass die Sparkassen und demnächst auch Genossenschaftsbanken ihren Kunden für das mobile Bezahlen ein System anbieten, das sowohl für Android-Geräte als auch iPhones offen sei. "Es liegt an Apple, die entsprechende NFC-Schnittstelle für die Kreditwirtschaft freizugeben, damit alle Kunden diesen technischen Marktstandard in gleicher Weise nutzen können", erklärten beide Verbände wortgleich.

Valeurs citées dans l'article : Apple, Deutsche Bank, comdirect bank AG, Commerzbank, Alphabet