HAMBURG (awp international) - Die Gewerkschaft Verdi und die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) kontrollieren wieder die Arbeitsbedingungen von Seeleuten auf Handelsschiffen, die in deutschen Häfen festgemacht haben. Die Aktionswoche "Baltic Week" stehe von Montag an in der Tradition einer weltweiten Kampagne gegen Sozialdumping an Bord von "Billigflaggen"-Schiffen. Das teilte Verdi in Hamburg mit.

Von Bremerhaven über Hamburg, Kiel und Wismar bis Rostock werde überprüft, ob Tarifverträge eingehalten werden. Angesichts der Herausforderungen durch Digitalisierung und Automatisierung in der maritimen Wirtschaft liege ein weiterer Schwerpunkt auf den Arbeitsbedingungen der Hafenarbeiter.

2017 hatten sich die Arbeitnehmervertreter dafür eingesetzt, dass Seeleute keine Hafenarbeit wie das Laschen - also das Festzurren von Ladung - verrichten sollen. Diese Aktion sei erfolgreich gewesen, meinte ein Gewerkschaftsvertreter. In Hamburg, Bremen und Niedersachsen stehe die Thematik auf der politischen Agenda mit dem Ziel, die Hafenverordnungen anzupassen.

Unter deutscher Flagge fuhren seit der Branchenkrise 2008 zunächst immer weniger Schiffe. Hohe Kosten und Vorschriften für die Beschäftigung waren Gründe hierfür. Daraufhin hatte der Gesetzgeber Erleichterungen beschlossen.

Von den 2720 Schiffen der deutschen Handelsflotte (2012: 3800) fuhren 2017 nach Angaben des Verbands Deutscher Reeder (VDR) 178 unter deutscher Flagge. Das Gros - 686 Schiffe - war unter der Flagge Liberias gemeldet, dem weltweit grössten Schiffsregister. Der VDR hatte als Tarifpartner von Verdi erklärt, dass Seeleute von Tarifverträgen, Mindestlohn sowie verbindlichen Arbeits- und Sozialstandards profitierten. "Frühere Billigflaggen sind zu Qualitätsflaggen geworden", sagte Präsidiumsmitglied Ralf Nagel./akp/DP/mis