DÜSSELDORF (dpa-AFX) - In der deutschen Braubranche und im Bierhandel läuft es nach einem schwachen August wieder besser - nicht zuletzt dank der vielerorts laufenden Oktoberfeste. Branchenkenner stimmen insbesondere eine deutlich wachsende Nachfrage bei Bieren in der oberen Preiskategorie und bei alkoholfreiem Bier optimistisch. Allerdings steht nach dem bisherigen Jahresverlauf auch außer Frage, dass die Braubranche 2019 einen Absatzrückgang verkraften muss. Im August war der Absatz von alkoholhaltigem Bier zweistellig gesunken.

"Nach einem desolaten August liegt die Kaufneigung im September erfreulich über dem hochsommerlichen Vorjahresmonat - es läuft wieder richtig gut, die Kästen klimpern wieder auf den Höfen", sagte der Generalbevollmächtigte der Privatbrauerei Veltins, Michael Huber. Die deutsche Brauindustrie dürfte nach dem Jahrhundertsommer 2018 in diesem Jahr "mit einem blauen Auge davonkommen". Er geht davon aus, dass der deutsche Biermarkt 2019 um etwa 1,5 Millionen Hektoliter schrumpfen wird. Das entspreche dem Ausstoß einer Großbrauerei.

Ähnliches ist vom Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels (GFGH) zu hören. "Die Entwicklung ist jetzt bezogen auf den September wieder etwas besser", sagte Geschäftsführer Dirk Reinsberg. Daran hätten Festivitäten einen großen Anteil. "Die Oktoberfeste sind nicht nur in Bayern und Baden-Württemberg Publikumsmagneten", schilderte er. Eine steigende Nachfrage bei Biermischgetränken, Hellbier und alkoholfreiem Bier dämpfe zwar den Absatzrückgang bei anderen Biersorten, könne ihn aber letztlich nicht ausgleichen.

Dennoch habe der Getränkefachgroßhandel im ersten Halbjahr 2019 auch bei Bier eine positive Umsatzentwicklung erzielen können. Reinsberg verwies auf erfolgte Preiserhöhungen vieler Brauereien. "Und es gibt die Tendenz der Kunden zu höherpreisigen Bieren", erklärte er.

Die Braubranche musste im August den höchsten Absatzrückgang bei alkoholhaltigem Bier seit rund drei Jahren hinnehmen. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes setzten die Brauereien in Deutschland 11,4 Prozent weniger alkoholhaltiges Bier ab als im gleichen Monat des Vorjahres. Für die ersten acht Monate 2019 zusammengenommen weisen die Statistiker ein Absatzminus von 2,8 Prozent bei alkoholhaltigem Bier und Biermischgetränken aus.

Nach Beobachtung des Branchendienstes "Inside" hat gerade Billigbier schlechter abgeschnitten. Das Preiseinstiegssegment stehe unter Druck, sagte Herausgeber Niklas Other. Der Absatz kehre nach dem Jahrhundertsommer 2018 wieder zur Normalität zurück. Gerade mit Blick auf den Trend zu Hellbier, das im oberen Preissegment angesiedelt ist, bestehe in der Braubranche aber "kein Anlass zum Heulen". Die Kaufbereitschaft für hochwertiges Bier sei gestiegen.

Der Deutsche Brauer-Bund verweist unter anderem auf die steigende Nachfrage bei alkoholfreiem Bier. Allein im Handel sei damit ein Absatzplus von drei Prozent im ersten Halbjahr verzeichnet worden, sagte ein Sprecher. Daneben legten auch Radler und Spezialitätenbiere zu. Mittlerweile sei jeder 15. Liter Bier, der in Deutschland hergestellt wird, alkoholfrei. Der Brauer-Bund rechnet damit, dass der Marktanteil alkoholfreier Biere künftig auf zehn Prozent steigt.

Laut den Marktforschern von Nielsen ist das Alkoholfreie die einzige Sorte, die seit zehn Jahren im Lebensmittelhandel und im Getränkemarkt "was draufsetzt". "Alkoholfreies Bier wird mehr und mehr ein Erfrischungsgetränk", meint Marcus Strobl, Bierexperte von Nielsen. Das Alkoholfreie mache Limonade und Schorle Konkurrenz.

Die Absatzmenge von alkoholfreiem Bier ist laut den Nielsen-Daten für das erste Halbjahr 2019 im Lebensmittelhandel und den Getränkemärkten schon fast so groß wie die von alkoholhaltigem Weizenbier. Demnach ist alkoholhaltiges Pils trotz Rückgangs weiter mit großem Abstand die Nummer Eins. Nah beieinander folgen in dem Mengen-Ranking alkoholhaltiges Hellbier, alkoholhaltige Biermischgetränke, alkoholhaltiges Weizen und alkoholfreies Bier.

In der Gastronomie hingegen dürfte Weizenbier weiter vorn im Vergleich der Sorten und Varianten liegen, wie Branchenkenner betonen. Der Hellbiertrend spielt sich nach Einschätzung von Veltins vor allem im Süden Deutschlands ab, im Norden sei er noch nicht angekommen. Hier legten Spezialitäten wie Landbiere deutlich zu./vd/DP/jha