Angesichts widersprüchlicher Signale im Zollstreit zwischen den USA und China nahmen die Anleger am Freitag Gewinne mit. Der Dax verlor 0,5 Prozent auf 13.228,56 Punkte, der EuroStoxx50 gab 0,2 Prozent auf 3699,65 Punkte ab. Auch an der Wall Street unterbrachen Dow Jones & Co ihre Rekordjagd.

Anders als von Börsianern erhofft ist US-Präsident Donald Trump nicht bereit, vor Abschluss eines Abkommens die verhängten Zölle schrittweise abzubauen. Trump sagte am Freitag, die Regierung in Peking wolle dies zwar, er habe dem aber nicht zugestimmt. China wolle ein Abkommen, fügte er hinzu. Ein solcher "Deal" würde dann in den USA unterzeichnet. Anleger reagierten verunsichert und flüchteten sich in die als sicher geltenden Staatsanleihen. Die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen fielen im Gegenzug auf minus 0,260 von zuvor minus 0,245 Prozent. Das oft als Anti-Krisen-Währung genutzte Gold konnte seine Kursverluste wettmachen und notierte bei 1467 Dollar je Feinunze. Am Rohstoffmarkt waren die Skeptiker ebenfalls in der Überzahl. Nach dem jüngsten Preisanstieg verbilligte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 0,7 Prozent auf 61,88 Dollar je Barrel.

Trump sei aber ebenfalls an einem Abkommen interessiert, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. "Kein Präsident möchte mit einer abkühlenden Wirtschaft, geschweige mit einer Rezession in den Wahlkampf ziehen." Nach Einschätzung von Portfolio-Manager Mark Dowding vom Vermögensverwalter BlueBay Asset Management zeigen sowohl die USA als auch China inzwischen mehr Flexibilität. "Insgesamt betrachtet aber sehen wir keine schnelle Lösung des Handelskonflikts, selbst wenn eine erste Vereinbarung getroffen wird, denn zentrale Themen wie der Technologietransfer wären damit noch nicht geklärt."

Der Dax war in der abgelaufenen Woche wegen der Hoffnung auf eine Annäherung um 2,1 Prozent gestiegen.

KONJUNKTURABHÄNGIGE WERTE IM MINUS

Anleger zogen sich zum Wochenschluss aus konjunkturabhängigen Werten zurück, die in den vergangenen Tagen überdurchschnittlich zugelegt hatten. So verloren die Chip-Hersteller STMicro und Infineon sowie die Stahlkonzerne Thyssenkrupp und ArcelorMittal bis zu 2,4 Prozent.

Unter Verkaufsdruck gerieten die Papiere der Allianz, obwohl der Versicherer auf ein erneutes Rekordjahr zusteuert. Der etwas besser als erwartet ausgefallene Betriebsgewinn im abgelaufenen Quartal werde durch die enttäuschende Solvenzquote überschattet, erklärte Analyst Philip Kett von der Investmentbank Jefferies. Nach Einschätzung seines Kollegen Thorsten Wenzel von der DZ Bank liegt der Grund für die schlechter als erwartet ausgefallene Schaden/Kosten-Quote unter anderem in den relativ hohen Schäden durch Naturkatastrophen. Allianz-Aktien verloren 2,7 Prozent.

Papiere der französischen Bank Natixis gaben 7,8 Prozent nach. Zwar verdiente das Institut im Quartal mehr als erwartet, dampfte sein Budget für Übernahmen und Fusionen aber um 200 Millionen Euro ein. Papiere von Credit Agricole verloren 2,4 Prozent, nachdem das Bankhaus im Quartal in wichtigen Geschäftsbereichen hinter den Erwartungen zurückgeblieben war.