Zürich (awp) - Der Chiphersteller AMS sieht sich mit der Übernahme des deutschen Lichtkonzerns Osram auf Kurs. Noch sind aber längst nicht alle Hürden überwunden. Doch das soll nun rasch geschehen.

AMS-Chef Alexander Everke gerät noch immer ins Schwärmen, wenn er über die Übernahme von Osram spricht. Es entstehe ein Technologieführer mit einer einzigartigen Produktpalette, sagte er am Dienstag vor den Medien. Die Kombination AMS-Osram werde breiter aufgestellt sein und weniger von einzelnen Bestellungen abhängig sein.

Ein Beispiel für ein Kombinationsprodukt seien Sensoren, die in Autolampen integriert werden können. Die Sensoren wären damit laut dem CEO geschützt von der Witterung. "Und das Auto sähe schöner aus."

Für CFO Michael Wachsler-Markowitsch sind die Synergien von 300 Millionen ein weiteres Argument. "Je enger wir mit Osram zusammenarbeiten, desto zuversichtlicher sind wir, dass dieser Betrag höher werden wird", sagte er.

Ein Beherrschungsvertrag

Der Deal kostet AMS aber sehr viel Geld. Und der österreichische Konzern, dessen Aktien an der SIX gehandelt werden, stiess in den letzten Monaten mit seinem Vorhaben auf viel Widerstand: Er musste andere Gebote übertrumpfen, die Osram-Chefetage überzeugen und Zugeständnisse an Mitarbeitervertreter machen. Und auch jetzt, nachdem er sich eine Mehrheit an Osram gesichert hat und die Aktionäre ihren Segen für die Kapitalerhöhung gegeben haben, bleiben noch Hürden.

So fehlt zum Beispiel der Segen der Kartellbehörden. "Wir erwarten aber keine regulatorischen Probleme, da es praktisch keine Überschneidungen von Geschäftsfeldern gibt", sagte Finanzchef Wachsler-Markowitsch. Er hofft daher, dass das Closing der Transaktion im zweiten Quartal 2020 stattfinden kann.

Danach soll es rasch gehen. Neuerdings strebt AMS bei Osram einen sogenannten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag an, mit dem die Österreicher bei Osram relativ frei schalten und walten könnten. Dafür benötigen sie allerdings an einer ausserordentlichen Generalversammlung 75 Prozent der anwesenden Stimmen. AMS verfügt derzeit aber nur über knapp 60 Prozent. Weitere Zukäufe an der Börse seien möglich, hiess es dazu.

Ein fixer Preis

Kommt AMS mit dem Antrag durch, erhalten die restlichen Osram-Aktionäre im Gegenzug das Recht, ihre Aktien zu einem fixen Preis zu verkaufen. Eine mögliche Basis für diesen Preis sei der Durchschnittskurs der letzten drei Monate vor der Ankündigung (vom Montagabend), einen solchen Beherrschungsvertrag anzupeilen. Laut dem CFO ist ein Preis von gut 42 Euro pro Osram-Aktie realistisch. Aktuell kosten die Papiere allerdings mehr als 47 Euro. Diese Differenz mag ein Grund dafür sein, warum die AMS-Papiere am Dienstag nachgaben (15.30 Uhr: -4,4%).

So oder so bleibt für AMS eine vollständige Übernahme von Osram das Ziel. Nicht opfern wollen die Steirer mit dem Deal die eigenen Wachstums- und Profitabilitätsambitionen. So soll die kombinierte Gesellschaft mittelfristig zweistelliges Wachstum und EBIT-Margen von über 25 Prozent erreichen. Bekanntlich ist Osram aktuell in einer weniger guten Verfassung als AMS.

Osram erwartet für das Geschäftsjahr 2019/20 kaum Wachstum und relativ tiefe Margen. AMS hingegen erzielte im letzten Jahr einen knapp ein Drittel höheren Umsatz von 2,09 Milliarden Dollar. Auch der Betriebsgewinn EBIT (433,4 Millionen; VJ 141,2 Mio) und der Reingewinn (331,6 Millionen; VJ 11,8 Mio) schossen in die Höhe.

Veräusserungen sind geplant

"Das Kerngeschäft von Osram ist sehr gesund und sehr profitabel", kommentierte CFO Wachsler-Markowitsch die schwächeren Zahlen von Osram. Es gebe jedoch den einen oder anderen Bereich, wo das nicht der Fall sei. Von diesen werde man sich trennen.

Die Zugeständnisse, die AMS in diesem Zusammenhang im Bieterrennen gemacht hat, sind dafür laut CEO Everke kein Hinderungsgrund. Er betonte, es gebe lediglich Standortgarantien, aber keine Beschäftigungsgarantien. Und erstere könnten seiner Meinung nach bei einem Verkauf einer Geschäftseinheit an deren Käufer übertragen werden.

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