Zürich (awp) - Die AMS-Aktien haben am Montag noch keine eindeutige Richtung gefunden, nachdem das Unternehmen mit der Übernahme des deutschen Lichtkonzerns Osram vorläufig gescheitert ist. Viele Investoren sind zwar froh, dass der Deal vorläufig vom Tisch ist. Es gibt aber neue Sorgen.

Die AMS-Papiere sind am Montag mit klaren Gewinnen in den Handel gestartet und legten zeitweise um mehr als 3 Prozent zu. Kurze Zeit später tauchten sie jedoch ins Minus und wechselten danach mehrfach das Vorzeichen. Gegen 9.30 Uhr verlieren sie bei hohen Volumina 0,5 Prozent auf 44,55 Franken. Der Kurs der Aktie hatte sich bislang im Jahresverlauf fast verdoppelt, hatte allerdings in den letzten Wochen unter der Osram-Offerte gelitten.

Die Investoren haben sichtlich Mühe, die Ereignisse einzuordnen. Vontobel-Analyst Mark Diethelm erklärt sich die zunächst positive Kursreaktion mit einer "weitverbreiteten Skepsis" zum Deal. So wurde in den letzten Wochen von Investoren auf die bereits hohe Verschuldung des österreichischen Unternehmens verwiesen, welche sich mit der Osram-Übernahme weiter akzentuiert hätte. Zudem gab es Zweifel an den Synergieeffekten und generell an der Logik des Zusammenschlusses.

Für den Hauck&Aufhäuser-Experten Christian Sandherr ist nun die Zeit gekommen, sich wieder auf die eigentliche Geschäftstätigkeit von AMS zu konzentrieren. Und diesbezüglich ist der Experte optimistisch: Er sieht die Ziele des Unternehmens für das dritte Quartal, die einen veritablen Wachstumssprung und eine EBIT-Marge von über 25 Prozent vorsehen, als erreichbar an und kann sich für das Schlussquartal auch eine Anhebung der Ziele vorstellen.

Ähnlich sieht es ZKB-Experte Andreas Müller: "Der Fokus dürfte damit wieder auf den operativen Ergebnissen sein, die für das abgelaufene dritte Quartal mit fulminantem Wachstum auftrumpfen werden." Er erinnert etwa an Berichte von japanischen Medien, wonach AMS-Hauptkunde Apple die bestellten Produktionsmengen jüngst erhöht habe.

Auf der anderen Seite kann das Thema Osram aber keineswegs zu den Akten gelegt werden, was laut Händlern den Aktienkurs belastet. Insbesondere sei völlig offen, was nun mit dem 20-Prozent-Anteil von AMS an Osram weiter geschehe, kommentieren die Experten von Barclays. Dieser sei zum Teil via Brückenfinanzierung gekauft worden, und darauf müsse AMS Zinsen bezahlen. Zudem drohten Buchverluste. Allerdings sei auch denkbar, die Beteiligung zum Kaufpreis oder sogar mit Gewinn loszuwerden, sollte es eine Gegenofferte für Osram geben, so die Analysten weiter.

Nicht vom Tisch ist bekanntlich auch eine neue AMS-Offerte. Eine solche könne aber in den nächsten zwölf Monaten nur mit der Erlaubnis von Osram abgegeben werden, wird in verschiedenen Kommentaren betont. AMS selber hatte am Freitag angekündigt, dass alle strategischen Optionen weiter geprüft würden. Laut Vontobel-Experte Diethelm könnten darunter nebst einer Übernahme auch ein Joint-Venture oder eine Zusammenarbeit fallen. Er hält eine Kombination von AMS und Osram nach wie vor für technologisch sinnvoll.

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