Der Chef der IT-Beratungsfirma Atos, Elie Girard, will mit Hilfe des europäischen Cloud-Projekts Gaia-X eine einheitliche Infrastruktur für Unternehmensdaten schaffen.

"Wir haben den Kampf um die Daten der Verbraucher verloren. Die nächste Welle, die vor und nicht hinter uns liegt, sind die Unternehmensdaten", sagte Girard am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Atos beteiligt sich mit 21 anderen Unternehmen aus Deutschland und Frankreich - darunter SAP, Deutsche Telekom und Siemens - an der Entwicklung der Cloud-Infrastruktur Gaia-X.

"Die Idee ist sehr einfach. Wir wollen neue Normen und Standards entwickeln, in Einklang mit europäischen Werten", sagte Girard, dessen Firma 110.000 Mitarbeiter zählt und auch in Deutschland aktiv ist. Es gehe nicht um "nutzlosen" Protektionismus vor Cloud-Plattformen aus Amerika wie der Amazon-Tochter AWS oder Azure von Microsoft oder darum, einen ebenbürtigen Wettbewerber zu schaffen. Allein die Verpflichtung, sich an europäische Standards bei der Speicherung und Nutzung der Daten zu halten und die Daten transportabel zu machen, werde für Zuspruch sorgen.

Optimistisch für die Zukunft und die deutsch-französische Zusammenarbeit stimmt Girard auch der Vorschlag von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, in der Corona-Krise einen 500 Milliarden Euro schweren europäischen Wiederaufbaufonds aufzulegen. "Das ebnet den Weg für weitere Projekte und zeigt, dass Deutschland und Frankreich als Vorbild vorangehen können."

Am Donnerstag stellte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zusammen mit seinem französischen Kollegen Bruno Le Maire Details zu Gaia-X vor. Dabei ging es unter anderem um die Gründung einer Entität, die Verwaltungsaufgaben des Netzwerks übernehmen und die Zusammenarbeit international vorantreiben soll.