Die Banken hätten grünes Licht für die Pläne gegeben, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Damit können sich die beiden Traditionsketten, die unter erheblichem Wettbewerbsdruck der florierenden Online-Händler stehen, zusammenschließen. Die Eigner der Ketten, die Signa-Holding des österreichischen Karstadt-Eigners Rene Benko und der nordamerikanische HBC-Konzern, hatten sich bereits im Grundsatz auf die Fusion verständigt. Beide setzen auf Einsparungen. Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge kommt der Löwenanteil auf Kaufhof zu: Rund 5000 der inzwischen deutlich weniger als 20.000 Stellen des Kölner Konzerns sollten wegfallen. Die Gewerkschaft Verdi reagierte erbost und forderte, die Beschäftigten müssten endlich in die Planungen für die Fusion einbezogen werden.

Ein Sprecher des HBC-Konzerns verwies auf eine frühere Erklärung der Nordamerikaner, es gebe Gespräche mit Signa. Ein Signa-Sprecher war nicht zu erreichen.

Benkos Holding und HBC hatten sich Anfang Juli auf eine Zusammenlegung der beiden Ketten verständigt. Nun stimmten auch die Banken der Transaktion zu, sagten mehrere Insider. Eine Blockade durch die Geldhäuser habe bei den Verhandlungen nicht im Raum gestanden. Signa soll bei der Fusion mit knapp 51 Prozent etwas mehr als die Hälfte der Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen bekommen und das operative Geschäft mit ihrem Handelsexperten, dem Karstadt-Chef Stephan Fanderl, führen, hatten Insider Reuters bereits gesagt. HBC-Vertreter rücken in den Aufsichtsrat ein. Auch die Warenhaus-Immobilien sollen Teil der Übereinkunft sein. Kaufhof-Eigner HBC würde bei dem Deal wohl knapp eine Milliarde Euro für Benkos Anteil am operativen Geschäft und den Warenhaus-Immobilien zufließen.

Bei einem Zusammenschluss kann Fanderl dann die Kosten drücken: Einsparungen seien bei den Zentralen - für ein Gemeinschaftsunternehmen brauche es nicht zwei Hauptsitze in Essen und Köln - sowie in der Logistik und beim Einkauf geplant, hatten Insider berichtet. Karstadt beschäftigt noch rund 15.000 Menschen. Verdi forderte Signa und HBC erneut auf, die Mitarbeiter unverzüglich in ihre Fusionsverhandlungen einzubinden. "Wer Geld für solch eine Transaktion hat, muss auch Geld für die Beschäftigten haben", sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Sie forderte erneut eine Beschäftigungs- und Standortsicherung sowie die Tarifbindung für Karstadt und Kaufhof. Gesamtbetriebsratschef Uwe Hoepfl nannte es "skandalös, als Vertretung der Beschäftigten über Medien erfahren zu müssen, dass angeblich 5.000 Stellen gestrichen werden sollen".

LAGE FÜR WARENHÄUSER HAT SICH VERSCHÄRFT

Die Idee einer deutschen "Warenhaus AG" aus Kaufhof und Karstadt ist nicht neu: Benko hat schon mehrfach vergeblich versucht, auch Kaufhof zu übernehmen. HBC hatte seine Offerten in der Vergangenheit abgeschmettert. Nun hat sich die Lage aber geändert - Kaufhof leidet unter Verlusten und auch HBC steht im Heimatmarkt unter Druck. Bei Kaufhof liegen zudem Gespräche über einen Sanierungstarifvertrag auf Eis. Damit laufen Kaufhof die Kosten weiter davon.

HBC hatte Kaufhof im Oktober 2015 übernommen. Doch die Kette mit ihren aktuell 96 Warenhäusern in Deutschland kam nicht in Schwung. Viele Kunden kehren Innenstädten und Warenhäusern den Rücken und bestellen ihre Einkäufe lieber bei Online-Händlern von Amazon bis Zalando. Aber auch zahlreiche Management- und Strategie-Wechsel verunsicherten nach der Übernahme die Kaufhof-Belegschaft. Um die Akquisition zu finanzieren, hatte HBC damals 41 Warenhaus-Immobilien in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Investor Simon Property eingebracht. An den Immobilien hatte Benko auch immer wieder Interesse gezeigt - nun soll er an ihnen beteiligt werden.

Benko hatte Karstadt nach der Übernahme 2014 mit Hilfe des Handelsexperten Fanderl saniert. Dieser setzte zunächst den Rotstift an, lichtete den Markendschungel im Sortiment und verordnete Karstadt eine verstärkte lokale Ausrichtung. Zudem holte er Partner in die knapp 80 Warenhäuser und kurbelte das Online-Geschäft an. Darüber hinaus hat die Kette einen Sanierungstarifvertrag mit Abstrichen für die Belegschaft mit Verdi geschlossen. Sie hat damit Kostenvorteile. Im vergangenen Geschäftsjahr erreichte Karstadt bei einem leichten Umsatzrückgang einen Überschuss von 1,4 Millionen (Vorjahr: Minus 7,5 Millionen) Euro.

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