Während der werbefinanzierte Teil des Angebots bereits im Juni freigeschaltet werden soll, werde der direkt mit Netflix konkurrierende kostenpflichtige Teil erst später fertig. Konzernchef Max Conze sagte am Donnerstag, er rechne mit einem Start der Abo-Funktion "im späten Herbst, frühen Winter". Die Entwicklung der vor allem für Smartphones und Tablet-Computer vorgesehenen App dauere noch an.

Conze hat die auf den Namen Joyn getaufte Videoplattform zu seinem wichtigsten Vorhaben erklärt, um die Abwanderung vor allem jüngerer Zuschauer zu den Videodiensten von Netflix und Amazon zu bremsen. Joyn soll den vorhandenen Online-Auftritt des Konzerns, darunter die Videoplattform Maxdome, erweitern und gleichzeitig mit Angeboten von Partnersendern bündeln. Conze will mit einem möglichst umfassenden Angebot auf einer einzigen App binnen zwei Jahren zehn Millionen Nutzer anlocken.

Im Boot sind bereits der US-Medienkonzern Discovery als Miteigentümer der Plattform, der seinen Sender "Eurosport" beisteuert, sowie das ZDF, Axel Springer mit seinem Sender "Welt" und Constantin Medien mit dem Sender "Sport1". Conze sagte, er sei sehr hoffnungsvoll, dass auch mehrere ARD-Sender bereits im Juni auf der Plattform verfügbar seien. "Wir haben dort sehr, sehr produktive Gespräche." Das gelte allerdings nur für Live-Sendungen. Die Mediatheken von ARD und ZDF seien dort zunächst nicht verfügbar. Der Rivale RTL, den Conze ebenfalls umwirbt, setzt bisher allein auf sein eigenes Online-Angebot namens TV now.

Angesichts schwacher Werbegeschäfte im ersten Quartal und der Investitionen in die Videoplattform bestätigte Conze seine zurückhaltenden Finanzziele. Zwar werde der Jahresumsatz um rund fünf Prozent wachsen. Doch der Gewinn werde schrumpfen. Im ersten Quartal kletterte der Umsatz um vier Prozent auf 913 Millionen Euro. Der Betriebsgewinn sank um fünf Prozent auf 190 Millionen Euro. Damit habe ProSiebenSat.1 die geringen Markterwartungen leicht übertroffen, erklärten die Analysten von Liberum. Die Aktie zählte mit einem Plus von bis zu 4,9 Prozent zunächst zu den größten Gewinnern im MDax, drehte später aber ins Minus.