BERLIN (dpa-AFX) - Der Onlinemöbelhändler Home24 strebt an die Börse. Nach den Börsengängen des Essenslieferanten Delivery Hero und des Kochboxenversenders HelloFresh im vergangenen Jahr wagt sich damit ein weiteres Unternehmen aus dem Reich des Start-Up-Brutkastens Rocket Internet aufs Parkett. Geplant ist eine Notierung im regulierten Markt (Prime Standard) der Frankfurter Börse, wie das Unternehmen am Freitag in Berlin mitteilte. Angepeilt wird ein Erlös in Höhe von 150 bis 200 Millionen Euro, der das weitere Wachstum finanzieren soll.

Home24-Chef Marc Appelhoff ist überzeugt, dass die Zeit reif ist, den 2009 gegründeten Online-Möbelversender an die Börse zu bringen: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht." In den vergangenen Jahren habe Home24 massiv in Technologie investiert und Showrooms aufgebaut. Zudem habe man inzwischen die richtige Balance zwischen Eigen- und Fremdmarken gefunden. "Der Knoten ist geplatzt."

Auch der Markt für Home & Living befindet sich seiner Ansicht nach am Wendepunkt. Der Firmenchef geht davon aus, dass sich das Wachstum in den kommenden Jahren beschleunigen wird. "Das wird uns signifikanten Rückenwind geben." Das Marktvolumen in den acht Märkten, in denen Home24 tätig ist, schätzt Appelhoff auf über 117 Milliarden Euro. Gleichzeitig liegt die Online-Durchdringung derzeit bei weniger als 5 Prozent. Da sich aber immer mehr Käufe ins Internet verlagern, sieht er noch viel Raum für Wachstum.

Platziert werden sollen ausschließlich neue Aktien, deren Anzahl sich nach der Nachfrage richtet. Die Altaktionäre Rocket Internet (41 Prozent) und die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik (17 Prozent) wollen nicht Kasse machen und daher vorerst auch keine Anteile veräußern.

Den Erlös aus dem Börsengang will Home24 in die Kundenakquise und den Ausbau der Vermarktung stecken. Das Unternehmen zählt nach eigenen Angaben derzeit 1,1 Millionen Kunden, die auch in den letzten zwölf Monaten bestellt haben. Lieferungen und Retouren sind kostenfrei. Im Blick hat Home24 insbesondere die internetaffinen Millennials, die laut Appelhoff gerade dabei sind, "ihr eigens Nest" zu bauen. Das Geschäftskonzept richte sich aber an alle, die keine Lust oder Zeit hätten, am Wochenende zum Möbelhändler auf die grüne Wiese zu fahren.

Angst vor dem Internetschwergewicht Amazon, der schon manche Branche aufgemischt hat, hat Appelhoff nicht. Der Onlinemöbelhandel dürfte einer der letzten Bereiche sein, die sich Amazon schnappen wird, glaubt er. Das Geschäftsmodell sei komplex und beratungsintensiv und daher nicht so einfach kopierbar. "Möbelkäufe sind keine Impulskäufe."

Home24 kam im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von 276 Millionen Euro. Im ersten Quartal stiegen die Erlöse währungsbereinigt um 30 Prozent auf 85 Millionen Euro. Das Unternehmen schreibt aber immer noch rote Zahlen. In den kommenden 18 Monaten will Home24 die Gewinnschwelle beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erreichen./she/edh/jha/