LONDON (dpa-AFX) - Die anstehende Übernahme der Biosupermarkt-Kette Whole Foods durch den weltgrößten Online-Händler Amazon dürfte laut der britischen Investmentbank HSBC in der Lebensmittelbranche für reichlich Unruhe sorgen. Der Schritt sei ein "Game Changer", schrieb Analyst David McCarthy in einer Studie vom Dienstag. Die Kollegen der französischen Großbank Societe Generale stießen ins gleiche Horn. Besonders leiden sieht McCarthy den in den USA stark engagierten niederländischen Handelskonzern Ahold Delhaize .

Das Vordringen von Amazon in den stationären Handel beunruhige alle Einzelhändler in allen Märkten, so der Experte. Über die genauen Motive der Amerikaner lasse sich derzeit kaum etwas sagen. Amazon scheine aber zu merken, dass die Nach-Hause-Lieferung von Lebensmitteln ohne ein stationäres Geschäft nicht gehe und Größenvorteile im Lebensmittelhandel wichtig seien. Der geplante Zukauf bedeute einen Paradigmenwechsel im Lebensmittelhandel und sei eine schlechte Nachricht für die bisherigen Spieler in der Branche.

Unter allen von ihm beobachteten Lebensmittel-Einzelhändlern sei Ahold Delhaize am unmittelbarsten von der Übernahme betroffen, schrieb McCarthy. Der aus dem niederländischen Einzelhändler Ahold und der belgischen Supermarktkette Delhaize entstandene Konzern stehe in den USA ohnehin durch die Expansion der deutschen Discounter Aldi und Lidl und den vom US-Rivalen Wal-Mart verschärften Preiskampf unter Druck. Die Risiken für Ahold Delhaize seien nun deutlich gestiegen.

McCarthy stufte daher die Aktien von Ahold Delhaize von "Buy" auf "Hold" ab. Das Kursziel senkte er deutlich von 26,00 auf 17,50 Euro. Zudem nahm er für die britischen Supermarktkonzerne Tesco , Sainsbury , Morrisons und Ocado seine Kursziele zurück, womit er der aktuellen Unsicherheit im britischen Einzelhandelssektor Rechnung trage. Tesco stuft er nach wie vor mit "Buy" ein, die anderen drei mit "Reduce".

Es dürfte klar sein, dass Amazon in Großbritannien die nächste Übernahme anstrebe, auch wenn dies noch etwas dauern könne und Amazon zunächst beweise wolle, dass der Whole-Foods-Zukauf auch den gewünschten Erfolg bringe. Zwischen Morrisons und Amazon gebe es bereits eine Verbindung, aber deswegen darauf zu schließen, dass Morrisons das nächste Übernahmeobjekt sei, könnte sich als falsch herausstellen. Tesco könnte eine bessere Option sein, so der Analyst. Ocado hält McCarthy indes für die unwahrscheinlichste Lösung.

HSBC stuft solche Aktien immer mit "Hold" ein, deren Kursziel bis zu 5 Prozent über oder unter dem aktuellen Kurs liegt und solche mit "Reduce", deren Kursziel mehr als 20 Prozent unter dem aktuellen Kurs liegt./ajx/das/she

Analysierendes Institut HSBC Trinkaus & Burkhardt.

Unternehmen im Artikel: Amazon.com, Whole Foods Market, Inc.