Die Sparte hatte über Jahre dank des boomenden Online-Handels auf Wachstum gesetzt und darüber die Kosten aus den Augen verloren. Post-Chef Frank Appel hat nun selbst die Leitung des Bereichs übernommen und will ihn wieder auf Kurs bringen. Doch die Sanierung kostet erst einmal - Appel gibt etwa Geld aus, um Beamte vorzeitig in Rente zu schicken. Allein mit 392 Millionen Euro schlug die Sanierung im dritten Quartal zu Buche, der operative Ertrag (Ebit) des Bonner Konzerns brach dadurch um mehr als die Hälfte auf 376 Millionen Euro ein. Der Gewinnrückgang fiel aber auch dank steigender Erträge im Express- und Frachtgeschäft weniger drastisch aus als von Experten erwartet. Appel stellte zudem Besserung in Aussicht und bekräftigte, 2020 einen operativen Ertrag (Ebit) von mindestens fünf Milliarden Euro erzielen zu wollen. Post-Aktien legten deutlich zu und waren mit einem Plus von über drei Prozent größter Gewinner im Dax.

Der Post-Chef sieht den Konzern zudem bei der Sanierung des Paket- und Briefgeschäfts im Plan: Die Post komme dabei "zügig voran", so gebe es ausreichend Anträge von Beamten für den Vorruhestand. "Die Effekte werden sich schon im kommenden Jahr deutlich zeigen", versprach er. Getrieben durch den rasant wachsenden Online-Handel war die Post im Paket-Geschäft rasch beim Umsatz gewachsen - noch schneller stiegen aber die Kosten. Erst im Juni hatten die Bonner deshalb ihre operative Gewinnprognose um fast ein Viertel auf rund 3,2 Milliarden Euro zusammenstreichen müssen. Diesen Ausblick bekräftigten sie nun, ebenso wie das Ziel eines operativen Gewinns von über fünf Milliarden Euro im Jahr 2020.

"Im Paketgeschäft sind wir in den vergangenen Jahren deutlich schneller gewachsen als der Wettbewerb, alles nach der Devise: 'Wachstum ist super, der Rest wird sich finden'", hatte Post-Chef Appel in einem Mitarbeiter-Magazin kritisiert. Der für die Sparte zuständige Vorstand Jürgen Gerdes hatte seinen Hut nehmen müssen, Appel leitet das Geschäft nun selbst und muss es in die Spur bringen. Denn dies ist eine Voraussetzung dafür, dass die Post das Gewinnziel 2020 von mindestens fünf Milliarden Euro erreicht. Appel will dazu die Kosten drücken, die Sparte effizienter machen - und auch die Preise anheben.

2019 sollen höhere Preise für Geschäftskunden bei Paketen und Express-Sendungen greifen. Dabei solle es dabei keine Ausnahmen geben, sagte Appel, zu dessen Kunden Online-Riesen von Amazon bis Zalando gehören. Auch bei Briefen für Privatkunden wollte Appel eigentlich zum Jahreswechsel an der Preisschraube drehen. Doch da hat ihm die Bundesnetzagentur zunächst einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Regulierer will erst über ein höheres Briefporto für die Verbraucher entscheiden, wenn die Post detailliert die Auswirkungen ihres Sanierungsprogramms dargelegt hat. Appel muss sich also noch gedulden - setzt aber weiter auf eine "deutliche Preissteigerung". Denn der Post-Chef muss bei der Sanierung der Sparte liefern. Die Post-Aktie hat in den vergangenen Monaten massiv an Wert verloren, Ende Oktober dümpelte sie bei einem Jahrestief von 27,04 Euro. Im vergangenen Dezember waren die Anteilsscheine noch über 41 Euro wert.