Alstom und Bombardier wollen ihre Fusion zum weltweit zweitgrößten Zughersteller mit Zugeständnissen an die EU-Wettbewerbshüter durchsetzen.

Davon ist auch das Bombardier-Werk in Hennigsdorf bei Berlin betroffen: Die dort angesiedelte Produktion von "Talent 3"-Nahverkehrszügen soll verkauft werden, wie die französische Alstom am Donnerstag mitteilte. In Frankreich will Alstom sein Werk mit rund 800 Mitarbeitern im elsässischen Reichshoffen nahe der deutschen Grenze abgeben, zusammen mit der Plattform für die dort montierten "Coradia Polyvalent"-Regionalzüge, die vor allem auf dem französischen Markt verkauft werden. Reuters hatte darüber schon am Mittwoch berichtet.

In der Signaltechnik will Bombardier der Konkurrenz Zugang zu seinen Zugsteuerungs-Systemen gewähren, um die Bedenken der EU-Kommission auszuräumen. Zudem wollen die Kanadier aus den "V300 Zefiro"-Hochgeschwindigkeitszügen aussteigen, die sie zusammen mit der italienischen AnsaldoBreda produzieren. Den Brüsseler Kartellwächtern ist vor allem die gemeinsame Marktmacht von Alstom und Bombardier in der Signaltechnik, bei Hochgeschwindigkeitszügen und bei Intercity- und Regionalzügen ein Dorn im Auge. Die EU muss bis Mitte Juli entscheiden, ob sie die Fusion durchwinkt oder - wie von Siemens gewünscht - in eine vertiefte Prüfung einsteigt.

Die bis zu 6,2 Milliarden Euro schwere Übernahme der Zugsparte von Bombardier durch Alstom ist der zweite Anlauf, die Branche in Europa zu konsolidieren. Siemens war beim geplanten Kauf von Alstom am Widerstand der EU gescheitert. Die europäischen Zughersteller fürchten wachsende Konkurrenz des chinesischen Branchenriesen CRRC, der massiv auf den Weltmarkt drängt.