Zürich (awp) - Bei Alpiq könnte es nach dem angekündigten Verkauf der Anteile der französischen EDF an eine Schweizer Anlagegesellschaft zu einem grossen Rückbau kommen. Die neuen Alpiq-Aktionäre wollen den Energiekonzern laut einem Medienbericht zurechtstutzen. Alpiq solle seine ausländischen Beteiligungen abstossen und sich nur noch auf den Betrieb von Wasserkraftanlagen konzentrieren, berichtete die "NZZ am Sonntag".

Das neue Aktionariat verfolge "eine Refokussierung von Alpiq auf das schweizerische Stromerzeugungsgeschäft", zitierte die Zeitung aus einem Papier, das an interessierte Pensionskassen verschickt worden sei. Darin hiess es weiter, dass Alpiq langfristig zu einem reinen Eigentümer und Betreiber von Wasserkraftanlagen in der Schweiz werden soll.

Auslandsgeschäfte verkaufen

Die Verkaufsstrategie - zu der auch die kürzlich erfolgte Trennung vom Energieservicegeschäft gehörte - solle weiterverfolgt werden. Ein Beispiel dafür sei der angestossene Verkauf der Kohlekraftwerke in Tschechien. Auf lange Sicht sollen alle Auslandaktivitäten abgestossen werden. Dazu gehören etwa die Kraftwerke in Italien, Spanien und Ungarn. Eingenommene Mittel sollen dazu verwendet werden, das Fremdkapital abzubauen.

Laut dem Zeitungsbericht arbeiten 58 Prozent der 1548 Alpiq-Mitarbeitenden im Ausland. Für die Stromerzeugung in der Schweiz seien gerade einmal 130 Angestellte tätig, beim Konzernzentrum 297. Gerüchteweise sei zu hören, dass die neuen Investoren mit Einsparmöglichkeiten im zweistelligen Millionenbereich rechneten.

Kritik an Deal

Am Freitag war bekannt geworden, dass die Electricité de France (EDF) ihren Anteil von 25 Prozent an die bisherigen Aktionäre Primeo Energie und EOS verkauft, die die Aktien an eine Schweizer Anlagegesellschaft weiterreichen werden. Die Publikumsaktien sollen von der Börse genommen werden. Der Kaufpreis für die EDF-Beteiligung beträgt rund 489 Millionen Franken oder 70 Franken je Alpiq-Aktie.

Die Primeo Energie sowie die Westschweizer EOS Holding kaufen der EDF nun zunächst ihren Anteil paritätisch ab. Finanziert wird der Kauf mit einem Pflichtwandeldarlehen der CSA Energie-Infrastruktur, einer Anlagegesellschaft, in der 135 Schweizer Pensionskassen investiert sind. Das Wandeldarlehen soll in bis zu einem Jahr fällig werden, womit die Alpiq-Aktien in den Besitz der CSA übergehen.

Der Verkauf und die Dekotierung stossen auf Kritik. In der "SonntagsZeitung" kritisierte der grösste Publikumsanteilseigner, der Finanzinvestor Martin Ebner, den Deal. Dieser nütze vor allem der EOS, wurde er von der Zeitung zitiert.

"Ihr Präsident, Guy Mustaki, der bis 2016 bei Alpiq im Verwaltungsrat sass, hat das genial vorbereitet." Erst habe er 1,8 Milliarden Franken Ausgleichszahlung aus der Fusion bezogen und jetzt habe er dank der missratenen Absicherungsstrategie der Alpiq über Jahre hinweg sehr günstigen Strom, den er den Endkunden teuer verkaufen könne.

Streit über Abfindung in Sicht

Nun könnte es zum Streit kommen, wie die Publikumsaktionäre entschädigt werden sollen. Der inoffizielle Plan, sie gleich zu behandeln wie die EDF, komme für Ebner nicht in Frage, hiess es weiter. Er sehe einen Kurs von 140 Franken dem Wert entsprechend, die Aktionäre sollten daher in dieser Höhe entschädigt werden. Wegen der gestiegenen Strompreise dürfte Alpiq in den nächsten Jahren massiv mehr verdienen.

An der SIX verbleiben nach dem am Freitag angekündigten Deal noch 12 Prozent. Gemäss der letzten Meldung an die Börsenbetreiberin SIX vom Sommer 2018 hält Ebner unter 3 Prozent an Alpiq.

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