Die Allianz-Tochter geht von einem Anstieg um drei Prozent auf knapp 20.000 (2019 erwartet: 19.370) Insolvenzen aus, wie aus dem jährlichen "Global Insolvency Report" hervorgeht, den Euler Hermes am Mittwoch veröffentlichte. Im vergangenen Jahr hatte die Zahl der Insolvenzen noch stagniert. Von der schwächelnden Konjunktur, die vielen Unternehmen zu schaffen macht, sehen die Experten die Industrie und vor allem die Lieferkette in der Automobilbranche betroffen.

Zuletzt hatten in Deutschland bereits die Pleiten von Großunternehmen drastisch zugenommen: in den ersten neun Monaten 2019 gingen von den Firmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz 42 Prozent mehr in die Insolvenz. Pleiten wie die des Touristik-Konzerns Thomas Cook mit seiner Flug-Tochter Condor, des Modeunternehmens Gerry Weber oder des Windrad-Herstellers Senvion machten Schlagzeilen. Zugleich sind die betroffenen Unternehmen immer größer. Das macht Euler Hermes Sorgen: "Der Dominoeffekt bei Großinsolvenzen auf die Lieferkette ist meist sehr groß", sagte Deutschland-Chef Ron van het Hof. "Je höher die Umsätze der Pleitekandidaten, desto größer die Schäden bei den einzelnen Lieferanten."

Mit dem erwarteten Anstieg der Pleiten kann sich Deutschland dem weltweiten Trend nicht mehr entziehen: In den 44 wichtigsten Staaten erwartet Euler Hermes in diesem Jahr - zum vierten Mal in Folge - einen Zuwachs der Insolvenzen, und zwar diesmal um sechs Prozent. Dabei breitet sich die Pleitewelle immer weiter aus: Für vier von fünf Ländern rechnet Euler Hermes 2020 mit steigenden Insolvenzen. Im vergangenen Jahr hatten die Pleiten zwar um neun Prozent zugelegt, allerdings war ihre Zahl da noch in jedem dritten Land zurückgegangen oder hatte stagniert. Auch in den USA steigen die Unternehmensinsolvenzen seit 2019 wieder.

Van het Hof macht den schwächelnden Welthandel und die protektionistischen Tendenzen als Grund dafür aus. Die schwache Nachfrage verschärfe den Preiskampf, dazu kämen zum Teil höhere Material- und Produktionskosten, die auf die Margen drückten. "Die hohen Fixkosten und Lagerbestände sind für manche Unternehmen eine schwere Last, der in einer Vielzahl von Ländern nicht alle standhalten können."

Vor allem China treibt die Zahlen nach oben: Dort waren im vergangenen Jahr 20 Prozent mehr Firmen zusammengebrochen als 2018. In diesem Jahr dürfte das asiatische Riesenreich die rote Laterne an Chile weiterreichen, wo Euler Hermes mit 21 Prozent mehr Insolvenzen rechnet, in China dürfte die Zahl noch einmal um zehn Prozent steigen. Das acht Jahre von Pleiten gebeutelte Brasilien sehen die Exportkredit-Experten mit einem Rückgang von drei Prozent dagegen als Klassenprimus. In Europa liegt nach der Prognose 2020 Dänemark (plus sechs Prozent) ganz hinten, für Frankreich sagt Euler Hermes nach langer Durststrecke dagegen eine Stagnation der Insolvenzen voraus.