(Höhere Windgeschwindigkeit im ersten Absatz, gewaltigster Hurrikan jemals im 2. Absatz, Regierungschef der Bahamas im 3. Absatz, erste Evakuierungen in Florida im 4. Absatz, Trump-Zitat im 5. Absatz)

WASHINGTON/MIAMI (dpa-AFX) - Der Wirbelsturm "Dorian" ist zu einem Hurrikan der gefährlichsten Kategorie hochgestuft worden. Am Sonntag drohte er, "katastrophale Zerstörung" auf den Bahamas anzurichten. Über dem westlichen Atlantik erreichte "Dorian" Windgeschwindigkeiten von mehr als 285 Kilometer pro Stunde, erklärte das Nationale Hurrikan-Zentrum in Miami. Der Sturm könne sich in den kommenden Tagen auf dem Weg zur Ostküste der USA wieder abschwächen, werde aber ein gefährlicher Hurrikan bleiben, hieß es.

Es ist der gewaltigste Hurrikan, der die Bahamas seit Beginn der modernen Aufzeichnungen je getroffen hat, erklärte das US-Hurrikan-Zentrum. Die Behörden der Inselgruppe mit knapp 400 000 Einwohnern riefen die Bürger auf, sich in Notunterkünfte und höherliegende Orte zu begeben.

"Dorian" sollte über Teilen der Bahamas massive Regenfälle, "lebensgefährliche" Sturmfluten von bis zu sieben Meter Höhe und "zerstörerische Winde" mit sich bringen, so die Meteorologen. Das Zentrum des Hurrikans bewegte sich nur langsam nach Westen, weswegen es voraussichtlich bis Montag über der Inselgruppe toben und schwere Schäden anrichten könnte.

Der Regierungschef der Bahamas, Hubert Minnis, schätzte, dass mehr als 70 000 Einwohner auf Inseln lebten, die direkt im Pfad des Sturms lägen. Er forderte die Anwohner auf, sich in Sicherheit zu bringen. "Bitte erinnern Sie sich daran: Häuser, Gebäude, Strukturen können ersetzt werden, Leben können nicht ersetzt werden", zitierte ihn die örtliche Zeitung "Nassau Guardian".

Das Nationale Hurrikan-Zentrum der USA verhängte unterdessen eine Tropensturmwarnung für Teile der Ostküste des Bundesstaats Florida. Meteorologen rechneten damit, dass der Hurrikan am Montagabend oder Dienstag wohl vor der Küste nach Norden in Richtung der Bundesstaaten Georgia und South Carolina abdrehen wird. Der jüngsten Prognose zufolge soll "Dorian" der Küste Floridas allerdings so nahe kommen, dass fast von Miami bis Orlando mit gefährlichen Winden der Stärke eines Tropensturms zu rechnen ist. In Palm Beach nördlich von Miami ordnete die Polizei die verpflichtende Evakuierung von küstennahen und niedrig liegenden Stadtvierteln an.

In Teilen Floridas müsse zum Wochenbeginn mit starkem Regen, gefährlichen Überflutungen und zerstörerischen Winden gerechnet werden, warnte das Nationale Hurrikan-Zentrum. Dies gelte gegen Mitte der Woche auch für die nördlich angrenzenden Bundesstaaten Georgia und South Carolina. Sollte der Sturm seinen Kurs erneut ändern, sei nicht auszuschließen, dass er doch noch auf Florida treffen könnte. Es sähe nach einem "der größten Hurrikans jemals aus", warnte US-Präsident Donald Trump über Twitter. "Gott segne alle."

"Dorian" ist ein "katastrophaler" Hurrikan der Stärke fünf von fünf, der an Land typischerweise zu großer Zerstörung führen würde: Ein großer Anteil aller Häuser wird abgedeckt oder bricht zusammen, Bäume und Strommasten knicken ein; die Versorgung mit Strom, Trinkwasser und Kommunikationsnetzen kann für Tage oder Wochen kollabieren.

In den USA riefen Politiker Anwohner auf, sich mit ausreichenden Vorräten an Trinkwasser, Essen und Medizin einzudecken. Zudem solle jede Familie genügend Benzin haben, um das Gebiet im Fall einer Evakuierung rasch verlassen zu können, hieß es. Bilder zeigten Menschen, die sich in Supermärkten mit Vorräten versorgten, an Tankstellen bildeten sich teils lange Schlangen. Zahlreiche Bürger füllten Sandsäcke, um sich gegen Überschwemmungen zu wappnen.

Die Bundesstaaten der South Carolina, Florida und Georgia verhängten übers Wochenende den Notstand, um die behördlichen Vorbereitungen für den Hurrikan zu beschleunigen. US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag erklärt, über mögliche Evakuierungen könne erst am Sonntag entschieden werden. Der Präsident, der am Samstag zum Golfspielen geflogen war, wollte sich noch am Sonntag (Ortszeit) mit der Katastrophenschutzbehörde Fema zu den Sturmvorbereitungen beraten.

Die Sturmwarnung trifft die USA an einem verlängerten Wochenende - am Montag ist dort ein Feiertag. Einige Fluggesellschaften ließen Passagiere Flüge kostenlos umbuchen, wie US-Medien berichteten./jbz/DP/fba