DAVOS (dpa-AFX) - US-Präsident Donald Trump und Klimaaktivistin Greta Thunberg haben sich in Davos ein Fernduell um den Klimaschutz geliefert. "Wir müssen die ewigen Propheten des Untergangs und die Vorhersagen einer Apokalypse ablehnen", sagte Trump am Dienstag bei der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF). "Dies ist keine Zeit für Pessimismus, dies ist eine Zeit für Optimismus", sagte er. Man dürfe sich nicht von den Schwarzsehern beeinflussen lassen. Thunberg und andere Aktivisten mahnten dagegen sofortiges Handeln an.

"Unser Haus brennt noch immer. Eure Untätigkeit heizt die Flammen stündlich an", rief Thunberg den Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu. "Wir sagen euch immer noch, dass ihr in Panik geraten und so handeln sollt, als ob ihr eure Kinder über alles liebt." Sie kritisierte, "leere Worte und Versprechen" sollten den Eindruck erwecken, dass etwas für das Klima getan werde, sie brächten aber nichts gegen die Klimakrise.

Trump und Thunberg sprachen kurz nacheinander in unterschiedlichen Räumen. Die 17-jährige Schwedin hatte sich vor ihrer Rede den Auftritt des US-Präsidenten im Publikum angehört. Ein Treffen der beiden galt aber als ausgeschlossen.

Trump nahm weder das Wort Klimawandel noch den Namen Thunberg in den Mund. Die USA hätten Wachstum, Kreativität und die Bereitschaft, jeder Herausforderung zu begegnen, betonte er. "Dies ist keine Zeit für Pessimismus, dies ist eine Zeit für Optimismus", sagte er. Trump hatte früher den Klimawandel einen "Scherz" genannt. Davon ist er mittlerweile abgerückt. Aber er bezweifelt immer noch, dass die Klimaveränderungen menschengemacht sind. Auch Prognosen zu drastischen Auswirkungen des Klimawandels stellt er in Frage.

Grünen-Chef Robert Habeck nannte Trumps Rede ein Desaster für die Konferenz. Nach dem Auftritt des US-Präsidenten sei "noch klarer" zu sehen, dass die Richtung gewechselt werden müsse: "Wir müssen den Kampf mit Donald Trump aufnehmen, er steht auf der anderen Seite." Die Hilfsorganisation Oxfam betonte: Es sei beschämend, dass der Präsident eine Verkaufsrede für die amerikanische Öl- und Gasindustrie halte, statt Bedrohungen des Klimanotstands zu begegnen.

Trump wollte sich in Davos am Dienstag unter anderem mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Pakistans Regierungschef Imran Khan treffen. Angela Merkel wird Trump nicht begegnen: Wenn er am Mittwoch abreist, ist die Bundeskanzlerin noch nicht da.

Der US-Präsident steht wegen des Amtsenthebungsverfahrens, dessen inhaltlicher Teil am Dienstag beginnt, innenpolitisch unter großem Druck. Doch anstatt sich im Weißen Haus zu verstecken, sucht er knapp zehn Monate vor der US-Präsidentenwahl das globale Rampenlicht.

In weiten Teilen klang Trumps Rede wie eine seiner Wahlkampfreden. Er lobte ausführlich die gute Wirtschaftsentwicklung und niedrige Arbeitslosigkeit in den USA, die er auf seine Politik zurückführte. "Amerika wächst und gedeiht, und ja: Amerika gewinnt wieder wie niemals zuvor", sagte Trump. Im Vergleich zu der Vorgängerregierung mit geringem Wachstum und stagnierenden oder fallenden Löhnen sei die Entwicklung nun "spektakulär". Für die Zukunft prognostizierte er "gewaltige" Chancen für die US-Wirtschaft. Trump rief andere Länder dazu auf, sich ein Beispiel an den USA zu nehmen. Das "amerikanische Modell" werde die größten Gewinne im 21. Jahrhundert erzeugen.

Er lobte auch die Beziehungen zu China nach Abschluss eines ersten Handelsdeals. "Unsere Beziehungen zu China sind besser als je zuvor", sagte Trump. Mit Blick auf Chinas Präsident Xi Jinping, den er als guten Freund bezeichnete, sagte er: "Er ist für China, ich bin für die Vereinigten Staaten. Aber ansonsten lieben wir uns." Vergangene Woche hatten die USA ein lange verhandeltes erstes Abkommen mit Peking für neue Bedingungen im bilateralen Handel geschlossen.

Im Mittelpunkt des viertägigen Treffens in den Schweizer Alpen mit rund 3000 Teilnehmern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft stehen der Kampf gegen den Klimawandel sowie geopolitische Krisen etwa im Nahen Osten und in Libyen. Aus Deutschland werden außer Merkel, die an diesem Donnerstag in Davos eine Rede hält, mehrere Minister und Konzernchefs erwartet. Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte kritisierte die Politik in ihren Bemühungen um den Klimaschutz: "Es ist das erste Mal, dass die Wirtschaft den Ton angibt und die Regierungen hinterherhinken."

Papst Franziskus rief die Teilnehmer zur Zusammenarbeit auf. "Der übergeordnete Gedanke, der nie vergessen werden darf, ist, dass wir alle Mitglieder der einen menschlichen Familie sind", hieß es in einem Grußwort des Kirchenoberhaupts. "Daraus ergibt sich die moralische Verpflichtung, füreinander zu sorgen, sowie der feststehende Grundsatz, den Menschen und nicht das bloße Streben nach Macht oder Profit in den Mittelpunkt der öffentlichen Ordnung zu stellen." Auch WEF-Gründer Klaus Schwab mahnte gemeinsame Anstrengungen an. "Wir können nicht nur eine bessere Welt schaffen, wir müssen", sagte Schwab zum Auftakt./men/DP/eas