MÜNCHEN (awp international) - Europas grösster Versicherer Allianz will sich vor einem weiteren Aktienrückkauf zunächst nach weiteren Übernahmezielen umschauen. Der Vorstand werde zunächst schauen, ob es Möglichkeiten für anorganisches Wachstum gebe, sagte Allianz-Finanzchef Giulio Terzariol am Freitag in einer Telefonkonferenz. Der Versicherer werde voraussichtlich erst Anfang 2020 entscheiden, ob er mangels geeigneter Übernahmegelegenheiten weitere Summen in den Rückkauf eigener Aktien stecke.

Die Allianz hat seit 2017 für insgesamt 7,5 Milliarden Euro eigene Aktien vom Markt zurückgekauft. Das bisher letzte Rückkaufprogramm über 1,5 Milliarden Euro habe man vor wenigen Tagen abgeschlossen.

Die Allianz hatte im Mai die Übernahme der Sachversicherungssparte des britischen Rivalen Legal & General angekündigt. Zudem übernimmt der Dax-Konzern die restlichen Anteile an dem britischen Sachversicherer Liverpool Victoria (LV GIG), an dem er bereits beteiligt war. Insgesamt kosten die Deals die Allianz gut 900 Millionen Euro. Für eine ähnliche Summe verkauft sie unterdessen ihre Beteiligung an dem spanischen Gemeinschaftsunternehmen Allianz Popular an die Banco Santander .

Viele Übernahmeziele waren der Allianz bisher zu teuer - oder zu gross, wie die Übernahme der amerikanischen XL Group durch den französischen Versicherer Axa . Insidern zufolge denkt derzeit der britische Versicherer Aviva über einen Verkauf seines Asiengeschäfts nach. Das Segment könne mit 3 bis 4 Milliarden US-Dollar bewertet werden, hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag berichtet und sich dabei auf eingeweihte Personen berufen. Das Unternehmen wollte sich dazu nicht äussern.

Allianz-Manager Terzariol rechnet auch mit Übernahmen und Fusionen zwischen Vermögensverwaltern. Die Allianz mit ihren Fondsgesellschaften Pimco und AGI dürfte in diesem Fall nach seiner Aussage eher Käufer als Übernahmeziel sein. Allerdings müsse man bei Fusionen in dieser Branche neben Preis und Grösse auch andere Faktoren wie Unternehmenskulturen beachten. So war die Allianz im Frühjahr auch als möglicher Käufer der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS gehandelt worden. Allianz-Manager dementierten entsprechende Berichte zwar nicht, versuchten die Gerüchte mit Aussagen zur Konzernstrategie aber zu zerstreuen./stw/men/jha/