In einer jährlichen Umfrage der Allianz unter 2700 Risiko-Experten und anderen Managern stehen IT-Gefahren erstmals an erster Stelle, wie der Münchner Versicherungsriese am Dienstag mitteilte. Mit 39 Prozent überholten die Cyber-Risiken in der Wahrnehmung der Experten die Gefahr eines Ausfalls der Produktion oder der ganzen Lieferkette (37 Prozent) als größtes Risiko für ihr Unternehmen. Seit 2013 waren im "Allianz Risk Barometer" stets Betriebsunterbrechungen als wichtigstes Risiko genannt worden, Angriffe aus dem Internet hatten vor sieben Jahren erst sechs Prozent der Befragten auf dem Zettel.

"Cyber-Risiken haben finanziell eine ganz andere Dimension angenommen", sagte Jens Krickhahn, der sich bei der Allianz-Großkundensparte AGCS in Mittel- und Osteuropa um das Thema kümmert. "Vor fünf Jahren ging es um einige zehntausend Euro, heute fordern Hacker immer öfter Millionenbeträge." Im Schnitt koste ein schwerer Datendiebstahl die Unternehmen und ihre Versicherer heute 42 Millionen Euro, teilweise erreichten die Schäden dreistellige Millionensummen.

Den größten Sprung in der Prioritätenliste der größten Unternehmensrisiken machten die Folgen des Klimawandels, die in der jüngsten Umfrage 17 Prozent nannten. Ein Jahr zuvor waren es erst 13 Prozent. "Das Allianz Risk Barometer 2020 zeigt, dass Cybergefahren und der Klimawandel die beiden großen Herausforderungen für Unternehmen im neuen Jahrzehnt sind", sagte der neue Chef der Großkunden-Sparte AGCS, Joachim Müller.

Am stärksten haben den Klimawandel Firmen aus Australien, Hongkong und Indien auf dem Radar: Dort gehört er zu den drei meistgenannten Risiken. Bei deutschen Unternehmen rangiert er auf Platz elf. Während die Unternehmen weltweit vor allem Angst vor Sachschäden infolge der globalen Erwärmung haben, treiben die deutschen Firmen vor allem die Folgen für ihre Absatzmärkte um - etwa durch die Umstellung der Autoindustrie auf Elektromobilität oder neue Emissionsvorschriften. Hinzu kommen Reputationsrisiken, wie die Debatte um einen Siemens-Auftrag für eine Kohlemine in Australien zeigt.

Hierzulande werden Betriebsunterbrechungen - ob wegen eines Brandes, nach Überschwemmungen oder Hackerangriffen - immer aber noch als größtes Risiko erachtet: 55 Prozent der Befragten halten ihr Augenmerk darauf, 44 Prozent nannten Cyber-Attacken. Die Vernetzung macht Unternehmen immer anfälliger für Ausfälle. Zudem verließen sich Konzerne aus Kostengründen immer öfter auf einen einzigen Lieferanten für ein bestimmtes Teil, was die Gefahr einer Betriebsunterbrechung steigen lassen, sagte AGCS-Experte Jürgen Wiemann.