"Der Anlagenbau bleibt langfristig dabei", sagte der neue Vorstandschef Steve Angel in einem "Handelsblatt"-Interview (Montagausgabe). In den USA habe die Sparte großes Potenzial. Finanzvorstand Matt White hatte während des Übernahmeprozesses die Zukunft der Sparte in Frage gestellt, die weiterhin aus München gesteuert werden soll. Der Fusionspartner Praxair, von dem Angel und White kommen, hatte keinen Anlagenbau betrieben. Auch die Medizingase-Sparte Lincare, die Linde mit in die Fusion gebracht hatte, soll Teil des Konzerns bleiben. "Lincare ist der Beste in seiner Klasse und macht schöne Fortschritte."

Angel und Verwaltungsratschef Wolfgang Reitzle äußerten sich in dem Interview erstmals nach dem Vollzug der Fusion gegenüber Journalisten. Eine bei Unternehmen im Leitindex Dax übliche Bilanzpressekonferenz gibt es bei Linde nicht, obwohl der Konzern mit einem Börsenwert von 82 Milliarden Euro im Dax nur von SAP deutlich übertroffen wird und in einer Liga mit Siemens und der Allianz spielt. Angel gab im "Handelsblatt" als Ziel aus, den Marktwert auf 100 Milliarden Dollar zu steigern, "und das in absehbarer Zeit - wir sind ja schon nahe dran".

Reitzle, der in wenigen Tagen 70 Jahre alt wird, und Angel wollen mindestens drei Jahre an der Spitze von Linde stehen. So lange dauere die Integrationsphase, sagte Angel. "Und in diesen drei Jahren werden wir an der personellen Aufstellung nichts ändern", betonte Reitzle. "Um Entscheidungen für die Zukunft zu treffen, muss man die Vergangenheit und die Firma von innen kennen."