Das Management wies am Donnerstag eine Offerte des US-Rivalen PPG Industries über 21 Milliarden Euro als zu niedrig zurück, obwohl diese deutlich über der aktuellen Börsenbewertung liegt. Vielmehr soll das Spezialchemiegeschäft abgegeben werden. Akzo gehört zu den größten niederländischen Unternehmen. Der BASF-Konkurrent ist nach eigenen Angaben weltweit führender Hersteller von Farben und Lacken. Zum Konzern gehört etwa die Marke Dulux.

Käme PPG doch zum Ziel, wäre dies nach Daten von Thomson Reuters die größte Übernahme eines niederländischen Unternehmens durch einen Käufer aus den USA. Das von Akzo bekanntgemachte Angebot fällt in eine heikle Phase. Die Niederlande wählen am Mittwoch kommender Woche ein neues Parlament.[L5N1GL3KQ] Die Angst vor der Veräußerung heimischer Industriegrößen an ausländische Interessenten ist zum Wahlkampfthema geworden - auch unter dem Druck des Rechtspopulisten Geert Wilders.

Viele Politiker befürchten, dass niederländische Firmen wegen ihrer hohen Bargeldreserven besonders begehrt sind. Finanzminister Jeroen Dijsselbloem fordert deswegen eine eigene Behörde, die nach US-Vorbild Übernahmen durch ausländische Unternehmen unterbinden kann, wenn diese gegen die Interessen des Landes sind. Angefeuert wurde die Debatte kürzlich durch die 143 Milliarden Dollar schwere Offerte des US-Ketchupherstellers Kraft Heinz für den britisch-niederländischen Konsumgüterkonzern Unilever ("Langnese", "Axe"). Diese scheiterte allerdings am Widerstand des Unilever-Managements.

Auch die Akzo-Führung sperrt sich gegen den PPG-Vorstoß. "Akzo hat Gespräche mit PPG über dieses Thema weder in die Wege geleitet noch dazu ermuntert noch geführt", sagte Firmen-Chef Ton Büchner. Das PPG-Angebot lasse zum einen das langfristige Wertpotenzial von Akzo unberücksichtigt. Zum anderen wäre ein Zusammengehen mit dem US-Konzern riskant. Dadurch entstünde eine Gesellschaft mit hohen Schulden, argumentierten die Niederländer. Ferner seien die Einsparmöglichkeiten ungewiss und die Wahrscheinlichkeit eines Vetos der Wettbewerbshüter groß.

HOHE KARTELLHÜRDEN

Um die eigenen Aktionäre bei Laune zu halten, gab Büchner Pläne zur Veräußerung des Spezialchemiegeschäfts bekannt, das 2016 einen Umsatz von 4,8 Milliarden Euro erzielte. Es soll verkauft oder an die Börse gebracht werden. Das Vorhaben sollte Büchner zufolge eigentlich erst später angekündigt werden. Dies sei wegen PPG aber nun vorgezogen worden. Im vergangenen Jahr hatte Akzo für knapp eine halbe Milliarde Euro das BASF-Geschäft mit Industrielacken gekauft.

Nach Ansicht von Branchenexperten würden Akzo und PPG zwar gut zusammenpassen. Sie sehen aber ebenfalls erhebliche kartellrechtliche Hürden. "Diese wären ziemlich hoch, wenn die zwei größten Farben- und Lackhersteller der Welt zusammengehen wollen", erläuterte Jauke de Jong vom Brokerhaus AFS Group und ergänzte: "Akzo Nobel stehen ausreichend Verteidigungsmöglichkeiten zur Verfügung, um eine feindliche Übernahme abzuwehren."

Nach Akzo-Angaben bietet PPG in bar und Aktien 83 Euro je Anteilsschein. Die Summe liegt elf Prozent über dem vor knapp zwei Jahren markierten Akzo-Rekordhoch und 29 Prozent über dem Schlusskurs am Mittwoch von 64,42 Euro. Am Donnerstagvormittag notierten Akzo um bis zu 15 Prozent höher auf 74,11 Euro. An der Börse gab es Spekulationen auf einen möglichen Bieterwettkampf. Von PPG lag zunächst keine Stellungnahme vor.