NEW YORK (dpa-AFX) - Beim Analysehaus Jefferies ist die Vorliebe für Airbus angesichts der Probleme mit mehreren Flugzeugtypen etwas abgekühlt. Jefferies-Analyst Sandy Morris, der die Aktie seinen Kunden jahrelang zum Kauf empfohlen hatte, stufte das Papier in einer Studie vom Freitag auf "Hold" ab. Langfristig seien die Aussichten für die Entwicklung von Gewinn und Aktienkurs zwar intakt. Allerdings sei er für 2017 und die nächsten beiden Jahre bisher zu optimistisch gewesen. Die Umstellung auf modernisierte und neue Flugzeugtypen drücke stärker auf den Gewinn als gedacht.

Sein Kursziel für die Airbus-Aktie beließ Morris bei 75 Euro, nachdem die Aktie am Donnerstag auf das Rekordhoch von 77,98 Euro geklettert war. Seit der Analyst die Aktie im Jahr 2012 erstmals zum Kauf empfohlen hatte, ist der Börsenwert des Unternehmens um fast 190 Prozent auf zuletzt rund 60 Milliarden Euro gestiegen.

Jetzt räumt Jefferies ein, die seit Längerem aufziehenden Schwierigkeiten bei Airbus bisher nicht angemessen berücksichtigt zu haben. So erweist sich die Modellumstellung vom Mittelstreckenjet A320 auf die Nachfolgerin A320neo als schwieriger als gedacht. Technische Probleme an den Triebwerken der United-Technologies-Tochter Pratt & Whitney führen dazu, dass Airbus Flugzeuge erst mit monatelanger Verspätung ausliefern kann. Beim Großraumjet A350 kämpft der Konzern mit Problemen der Zulieferer - dort geht es vor allem um die Kabinenausstattung.

Ende 2017 dürfte Airbus bei seinen Auslieferungen daher erneut an die Grenzen des Möglichen gehen. Schon im Dezember 2016 hatte der Hersteller insgesamt 111 Verkehrsflugzeuge ausgeliefert - fast ein Sechstel der Jahresproduktion. Morris bezweifelt, dass Airbus diesmal 130 Maschinen in einem Monat schaffen könnte. Daher rechnet er auch nicht damit, dass Airbus in diesem Jahr wie geplant 720 Verkehrsjets an seine Kunden übergeben kann. Airbus-Chef Tom Enders hatte das Ziel schon im Juli unter Vorbehalt gestellt. Morris geht nun von 704 Maschinen aus.

Auch für die kommenden Jahre korrigiert der Experte seine Erwartungen nach unten. Für 2018 rechnet er beim operativen Gewinn (Ebit) statt 5,5 Milliarden nur noch mit 4,4 Milliarden Euro. 2019 dürften es statt veranschlagter 7,1 Milliarden nur 5,4 Milliarden Euro werden.

Ein gewichtiger Grund für die Abstriche ist der langwierige Hochlauf der A350-Produktion. Seit der Auslieferung des ersten Exemplars schraubt der Konzern die Produktionsrate stetig nach oben. Nicht schließende Toilettentüren und Lieferprobleme des Sitzherstellers Zodiac bremsten jedoch die Auslieferung der Flieger an die Kunden. Morris geht zwar weiterhin davon aus, dass Airbus bei dem Modell 2020 die Gewinnschwelle erreicht. Die Verluste dürften von geschätzten 1,1 Milliarden Euro im laufenden Jahr nach seinen Berechnungen auf 451 Millionen im Jahr 2019 sinken. Bisher hatte Morris für 2019 allerdings rund eine Milliarde Gewinn erwartet.

Moderate Verluste dürfte Airbus dem Experten zufolge auch bei seinem Riesenflieger A380 verbuchen, der zuletzt immerhin die Gewinnschwelle erreicht hatte. Doch wegen fehlender Neubestellungen soll die Produktion ab 2019 auf nur noch acht Maschinen pro Jahr sinken. Dadurch verteilen sich die Fixkosten auf weniger gebaute Maschinen.

Erst ab dem Jahr 2020 sieht Morris Airbus wieder auf dem Niveau, das er dem Hersteller bisher vorausgesagt hatte. Dann dürfte der Hersteller die Umstellung von der A320 auf die A320neo komplett vollzogen haben, und der 20 Jahre alten Langstrecken-Typ A330 sollte von seiner modernisierten Nachfolgerin A330neo abgelöst worden sein. Nicht zuletzt sollte dann auch die A350 Gewinn abwerfen./stw/oca/

Analysierendes Institut Jefferies

Datum der Analyse: 22.09.2017