AMSTERDAM (dpa-AFX) - Der Luftfahrtriese Airbus wird künftig erwartungsgemäß vom Topmanager Guillaume Faury als neuem Konzernchef geleitet. Der Franzose Faury tritt die Nachfolge von Tom Enders an und wurde am Mittwoch bei der Hauptversammlung in Amsterdam mit 99,99 Prozent der Stimmen in den Verwaltungsrat gewählt. Damit wurde die vom Unternehmen genannte Bedingung für die Leitung des Unternehmens durch Faury erfüllt.

Der 51-Jährige Faury galt bereits als Kronprinz für den Gesamtkonzern und war bisher Chef der Verkehrsflugzeugsparte. Davor verantwortete er die Helikopter-Sparte bei Airbus. Faury nannte seinen neuen Job ein "Privileg". "Menschen überall auf der Welt zu verbinden, macht die Welt zu einem besseren Ort." Er wurde nun für eine Amtszeit von drei Jahren in das Board of Directors gewählt und übernimmt das Ruder in dem Konzern mit weltweit rund 130 000 Mitarbeitern.

Der Deutsche Enders (60) hatte bereits Ende 2017 angekündigt, dass er nach dem Ablauf seines Vertrags keine neue Amtszeit anstrebt. "Wir haben den richtigen Mann gefunden, um Airbus in die 2020er zu führen", sagte er mit Blick auf seinen Nachfolger Faury. Er selbst erklärte, dass seine "Mission erfüllt" sei. Mit ihm verabschiedete sich auch Finanzchef Harald Wilhelm. Damit hat Airbus einen großen Teil seines Führungsteams ausgetauscht.

Mit Faury ist nun ein Franzose auf den Deutschen Enders an die Spitze des Unternehmens gefolgt. Chef des Verwaltungsrats ist bisher ebenfalls ein Franzose - Denis Ranque. Deutschland und Frankreich sind die größten Aktionäre des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns. Traditionell wird zwischen den beiden Ländern ein Gleichgewicht bei den Spitzenjobs des Konzerns gewahrt.

Um diese deutsch-französische Balance in der Unternehmensgruppe zu wahren, kündigte Ranque nun an, dass der frühere Telekom-Chef René Obermann im kommenden Jahr seine Nachfolge übernehmen soll. Obermann sei quasi "vorausgewählt". Er sitzt bereits im Board of Directors. Zuvor hatte es Spekulation darüber gegeben, dass der 56-Jährige künftig Chefaufseher bei Airbus werden könnte. Auch die IG-Metall hatte darauf gepocht, dass mit dem Chefwechsel die Interessen der deutschen Beschäftigten bei dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern nicht aus dem Blick geraten dürfen.

Zuletzt hatte der Konzern mit dem Ende des Luftgiganten A380 für Schlagzeilen gesorgt. Im Februar kündigte Enders dass, dass Airbus die Produktion des Riesenvogels 2021 einstellen wird. Enders hinterlässt seinem Nachfolgern auch die seit 2016 laufenden Korruptionsermittlungen, in deren Folge dem Konzern möglicherweise Milliardenstrafen in Europa und den USA drohen./nau/DP/mis