Die Unternehmen unterzeichneten dazu in Madrid eine Vereinbarung, "um gemeinsam Möglichkeiten auszuloten, wie sie den wachsenden Bedarf für Luftbetankung bei Rüstungskunden in den USA decken könnten", wie es in einer Erklärung vom Dienstag hieß. Vor acht Jahren hatte Airbus - damals zusammen mit dem Partner Northrop Grumman - den Kampf um einen 49-Milliarden-Dollar-Auftrag für die "fliegenden Tankstellen" der U.S. Air Force gegen den Erzrivalen Boeing verloren. Doch nach vielen Verzögerungen und Kostensteigerungen wächst bei der amerikanischen Luftwaffe der Unmut.

Deshalb sehen Airbus und Lockheed die Chance, unerwartet schnell wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen. Dabei setzen sie auf das Airbus-Tankflugzeug MRTT (Multi Role Tanker Transport), das auf dem Airbus A330 basiert und für das bereits Bestellungen aus zwölf Ländern vorliegen, darunter Australien, Großbritannien und Südkorea. Der MRTT ist bereits heute in der Lage, die meisten US-Kampfflugzeuge zu betanken, darunter auch den Tarnkappen-Bomber F-35 von Lockheed.

Vor zehn Jahren hatte Airbus schon einmal den Zuschlag für die Lieferung von MRTT für 35 Milliarden Dollar an die US-Streitkräfte bekommen. Doch nach massiven Protesten wurde die Ausschreibung wiederholt - und Boeing setzte sich durch. Der US-Flugzeugbauer sollte 179 Tankflugzeuge auf Basis der Boeing 767 liefern. Doch Boeing hat seither mehrere Fristen verpasst. Inzwischen sind in dem Programm drei Milliarden Dollar Kosten aufgelaufen, die nicht eingeplant waren. Analysten vermuten, dass Boeing die Entwicklungskosten bewusst zu niedrig angesetzt hat, um gegen Airbus zu gewinnen. Doch die Verluste seien höher als gedacht.

Nun denkt die U.S. Air Force daran, die Luftbetankung als Dienstleistung zu beziehen oder hunderte weiterer Flugzeuge zu kaufen. Letztlich soll die gesamte Flotte von 400 fliegenden Tankstellen ersetzen, möglicherweise durch ein Tankflugzeug, das für feindliches Radar unsichtbar ist. Für alle Optionen wappnen sich Airbus und Lockheed: "Die US-Luftwaffe verdient die beste Luftbetankungs-Technik und -Praxis, die es unter der Sonne gibt, und dieses großartige Team - Lockheed Martin und Airbus - werden genau das anbieten", sagte der scheidende Airbus-Vorstandschef Tom Enders.

Airbus und Lockheed haben bereits in der Vergangenheit eine Zusammenarbeit ausgelotet. So planten sie 1997 ein gemeinsames Langstreckenflugzeug. Doch die meisten Projekte sind im Sande verlaufen. In Deutschland buhlen sie derzeit gegeneinander um den Nachfolger der "Tornado"-Kampfflugzeug-Flotte der Bundeswehr.