Das französisch-deutsche Unternehmen teilte am Dienstag mit, es gebe eine grundsätzliche Einigung mit den Behörden in Frankreich, in Großbritannien und den USA, die seit Jahren in der Sache gegen Airbus ermittelten. Der Vergleich könnte teuer werden: Analysten erwarten der "Financial Times" zufolge, dass Airbus dafür mehr als drei Milliarden Euro an Bußen zahlen muss. Ein mit dem Fall vertrauter Beobachter schätzt, dass Airbus drei bis vier Mal soviel hinblättern müsse wie der britische Triebwerksbauer Rolls-Royce, der sich im Jahr 2017 eine Einigung in einem ähnlich gelagerten Fall 809 Millionen Dollar (umgerechnet 735 Millionen Euro) kosten ließ. Das Unternehmen wollte sich wegen der laufenden Verhandlungen nicht dazu äußern.

Die Aktie des Boeing-Rivalen zog in Frankfurt um ein Prozent auf 134,20 Euro an. Händler sagten, die Einigung nehme eine Last von dem Papier.

In der Affäre, die Airbus seit mehr als fünf Jahren in Atem hält, geht es unter anderem um den Vorwurf der Bestechung und Korruption im Zusammenhang mit dem Einsatz von Mittelsmännern beim Verkauf von Verkehrsflugzeugen. Der damalige Finanzvorstand Harald Wilhelm hatte die Zahlungen an Vermittler 2015 gestoppt, Airbus zeigte sich bei den Behörden in Großbritannien selbst an. Die Mittelsmänner hatten über Jahrzehnte beim Verkauf von Flugzeugen die Hand aufgehalten - pro Jahr ging es Insidern zufolge um hunderte Millionen Euro. In diese Machenschaften waren weltweit bis zu 250 Menschen involviert.

Man habe sich mit der französischen Finanzpolizei PNF und der britischen Sonderermittlungsbehörde SFO sowie den Behörden in den USA im Grundsatz geeinigt, erklärte Airbus nun. Gerichte in den drei Ländern sowie die zuständige Regulierungsbehörde in den USA müssten dem aber noch zustimmen. Die SFO hatte im Sommer 2016 die Ermittlungen aufgenommen, nachdem Airbus gegenüber der britischen Exportkreditagentur falsche Angaben über Zahlungen an Vermittler angezeigt hatte. Die PNF folgte gut ein halbes Jahr später. In den USA wird auch wegen einer zweistelligen Zahl von Verstößen gegen Ausfuhrbeschränkungen ermittelt.

BEHÖRDEN VERLANGTEN KONSEQUENZEN BIS INS TOP-MANAGEMENT

Airbus hatte in der Affäre bereits mehr als 100 Mitarbeiter auf Basis seiner eigenen Untersuchungen wegen Verstößen gegen die Verhaltensvorschriften entlassen. Auch der Abschied von Airbus-Chef Tom Enders vor knapp einem Jahr wurde in Verbindung mit der Affäre gebracht - obwohl er die Ermittlungen selbst ins Rollen gebracht hatte und ihm persönlich nichts vorzuwerfen war. Doch die Behörden und Gerichte hatten Konsequenzen auch im Top-Management gefordert. Airbus hat mehr als 100 Millionen Euro im Jahr für Ermittlungen durch Anwälte ausgegeben, um die Ermittler in Frankreich und Großbritannien milde zu stimmen. Ermittlungen gegen einzelne Mitarbeiter wären von der jetzt erreichten Einigung unberührt.

Auch in Deutschland hat Airbus Ärger mit der Justiz: Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt seit Monaten wegen des möglichen Verrats von Bundeswehrgeheimnissen gegen 17 Airbus-Mitarbeiter und eine ungenannte Zahl von Staatsdienern. Dabei geht es um Dokumente der untersten Geheimhaltungsstufe ("Nur für den Dienstgebrauch"), die bei Airbus möglicherweise illegal aufgetaucht seien. Konzernmitarbeiter hätten sich womöglich aus der Bundeswehr Unterlagen zu zwei künftigen Beschaffungsvorhaben besorgt.