HANNOVER (dpa-AFX) - Das geplante Ferienflieger-Bündnis von Tuifly, Air Berlin und Etihad hat auf dem Weg zu seiner Gründung eine wichtige Hürde genommen. Der Aufsichtsrat des Reisekonzerns Tui billigte am Mittwoch die Schaffung der gemeinsamen Ferienfluggesellschaft, die aus der konzerneigenen Fluglinie Tuifly und der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki bestehen soll. Auslöser der Neuordnung ist die Aufspaltung der zweitgrößten Fluggesellschaft Air Berlin, die seit Jahren um ihre Existenz kämpft. Schon heute fliegt ein Drittel der Tuifly-Flotte für die Berliner Fluggesellschaft.

Der neue Airline-Verbund mit Sitz in Wien soll mit einer Gesamtflotte von rund 60 Flugzeugen von Abflughäfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein umfassendes Streckennetz bedienen. Der Tui-Konzern will sich im Zuge des Deals von der Mehrheit seiner Tuifly-Anteile trennen: An dem neuen Gemeinschaftsunternehmen soll die bestehende Niki-Stiftung mit 50,2 Prozent die Mehrheit halten. Air Berlins arabische Großaktionärin Etihad soll mit 25 Prozent, der Tui-Konzern nur noch mit 24,8 Prozent an dem neuen Ferienflieger beteiligt sein.

Auf der Seite der Partner ist allerdings noch nicht alles in trockenen Tüchern. "Etihad befindet sich in Verhandlungen mit Air Berlin über den Kauf des touristischen Flugbetriebs der Air Berlin, vor allem in Südeuropa und Nordafrika", schreibt Tui. Dieser umfasse die Beteiligung von Air Berlin an Niki, die in das Gemeinschaftsunternehmen eingehen solle. Ein Abschluss wird laut Tui in den kommenden Wochen erwartet.

Insidern zufolge versucht Air Berlin bei dem Deal nicht nur Verlustbringer loszuwerden, sondern auch an frisches Geld zu kommen. Dabei gehe es um die Frage, wie viel Geld Etihad an Air Berlin für die Niki-Beteiligung bezahlt, erfuhr die Nachrichtenagentur Bloomberg diese Woche von mit der Sache vertrauten Personen. Die arabische Fluglinie besitzt knapp 30 Prozent der Anteile an Air Berlin und hält die chronisch defizitäre deutsche Fluggesellschaft seit Jahren mit Finanzspritzen in der Luft.

Ein Air-Berlin-Sprecher bat noch um Geduld. Vorstandschef Stefan Pichler hatte sich bei der Vorlage der Quartalszahlen vor knapp zwei Wochen zuversichtlich gezeigt, "in absehbarer Zeit" Fortschritte beim geplanten Radikal-Umbau seines Unternehmens bekanntgeben zu können. Diese sollten "wesentlich" zu einer besseren Aufstellung der Airline und ihrer finanziellen Situation beitragen.

Air Berlin hatte in den vergangenen Jahren einen Rekordverlust nach dem anderen eingeflogen - allein 2015 belief er sich auf fast 450 Millionen Euro. Unter dem Druck von Etihad hatte Air-Berlin-Chef Stefan Pichler Ende September die Aufspaltung der hochverschuldeten Fluglinie angekündigt. Mit nur noch 75 Maschinen soll sie sich künftig auf den Netzwerkverkehr auf der Kurz- und Langstrecke konzentrieren.

40 Flugzeuge will Air Berlin ab Ende März samt Personal an den Lufthansa-Konzern vermieten, der sie vor allem bei seiner Billigtochter Eurowings einsetzen will. Wie der Deal mit Tui ist auch dieser Vertrag noch nicht in trockenen Tüchern. Außerdem stehen beide Vorhaben unter dem Vorbehalt, dass die zuständigen Behörden zustimmen.

Tuifly ist die deutsche Tochter des weltgrößten Reisekonzerns Tui, der bisher insgesamt eine Flotte von 140 Flugzeugen betreibt. Schon heute sind 14 der insgesamt 41 Tuifly-Maschinen samt Personal an Air Berlin vermietet.

Vom anfänglichen Widerstand der Tuifly-Belegschaft gegen den gemeinsamen Ferienflieger ist inzwischen nicht mehr viel zu hören. Nach Bekanntwerden der Pläne hatten sich Tuifly-Piloten und -Flugbegleiter Anfang Oktober reihenweise krankgemeldet und den Flugbetrieb zeitweise zum Erliegen gebracht. Tuifly beschäftigt insgesamt rund 2400 Mitarbeiter, von denen fast 600 am Konzernsitz Hannover beschäftigt sind.

Dem Konzern zufolge finden derzeit noch Gespräche zwischen dem Management und dem Tuifly-Betriebsrat zu dem künftigen Gemeinschaftsunternehmen statt. Ausdrücklich betont der Konzern, dass die angebotene dreijährige Standort- und Tarifgarantie und andere Zusagen weiterhin Bestand hätten./stw/rek/fbr

Unternehmen im Artikel: Air Berlin Plc, Deutsche Lufthansa AG, TUI AG