"Wir wollen uns nicht aus Berlin zurückziehen", sagte Ado-Chef Thierry Beaudemoulin der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Montag veröffentlichten Interview. "Wir werden weiterhin in Neubauten in Berlin investieren." Dabei setzt er allerdings darauf, dass der Mietendeckel langfristig keinen Bestand haben wird.

Der Druck des in Berlin beschlossenen Mietendeckels und der Wohnungsknappheit hatte die bisher nur in der Hauptstadt vertretene Ado Properties in eine Fusion mit ihrem in Norddeutschland aktiven Großaktionär Adler Real Estate getrieben. Anschließend wollen sie sich den Projektentwickler Consus Real Estate einverleiben, der für Nachschub an Mietwohnungen und Wohnvierteln im ganzen Land sorgen soll. Aus Ado, Adler und Consus entstehe das nach Vonovia und Deutsche Wohnen drittgrößte börsennotierte Wohnungsunternehmen in Deutschland mit rund 80.000 Einheiten, sagte Beaudemoulin. Es wird künftig unter dem Namen Adler Real Estate auftreten.

"Berlin macht künftig nur noch ein Drittel unseres Portfolios aus", sagte Beaudemoulin, der auch das fusionierte Unternehmen führen soll. Zwei Drittel der Wohnungen befänden sich dann in anderen deutschen Top-Märkten wie München, Hamburg, Frankfurt oder Stuttgart. Der Projektentwickler Consus soll helfen, die künftige Adler Real Estate breiter aufzustellen und für Wachstum sorgen. "Consus hat 15.000 Wohnungen in der Projekt-Pipeline, die unsere Kriterien erfüllen. Es wird mindestens fünf Jahre dauern, diese alle zu bauen."

Beaudemoulin verteidigte die Fusion gegen Kritik von Investoren, denen unter anderem die steigende Verschuldung und das riskantere Geschäftsmodell ein Dorn im Auge ist. Die Ratingagenturen Standard & Poor's (S&P) und Moody's drohen mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit. "Ein Investmentgrade- Rating hat langfristig strategische Vorteile. Die Transaktion hängt aber nicht davon ab", sagte der Ado-Chef.

Der Kursturz der Ado-Aktie nach der Ankündigung der Pläne sei nur vorübergehend. "Die Aktionäre erkennen die strategischen Ziele der Fusion an", sagte Beaudemoulin. Allerdings stiegen einige Anleger aus, die wegen der Konzentration des Unternehmens auf Berlin in Ado investiert hätten. Auf der anderen Seite werde der Konzern, der sich als Kandidat für den Nebenwerteindex MDax sieht, interessanter für langfristige Investoren.

Das Übernahmeangebot für Adler Real Estate läuft noch bis zum 6. März, 52 Prozent der Anteile hat Ado bereits sicher. "Wir rechnen mit einer sehr hohen Annahmequote und könnten an die Schwelle von 90 Prozent herankommen", sagte Beaudemoulin. Dann sei ein Herausdrängen der Minderheitsaktionäre gegen eine Barabfindung (Squeeze-Out) definitiv eine Option.