(neu: Begründung, Aktienverlauf und Schlusskurse)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein lediglich bestätigter Jahresausblick sowie Spekulationen um eine mögliche Trennung von Superstar-Designer Kanye West haben die Adidas-Aktionäre am Donnerstag verschreckt. Nach einem ersten klaren Kursrücksetzer am Morgen und einer folgenden Erholung sackten die Anteilscheine des Sportartikelkonzerns am Nachmittag noch deutlicher ab und schlossen am Dax-Ende mit einem Minus von 6,81 Prozent bei 193,10 Euro. Das war der tiefste Schlusskurs seit Ende März.

Seit Mitte März, als die Adidas-Titel bis auf 168,25 Euro abgesackt waren, hatten sie ihren Wert immerhin um fast ein Viertel gesteigert. Verantwortlich für die steile Aufwärtsbewegung war vor allem die Bilanzvorlage im März, bei der das Unternehmen auch ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm angekündigte hatte. Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten die Titel Mitte April, als sie über 215 Euro stiegen.

Abfällige Äußerungen des Musikers Kanye West über Sklaven und seine massive Unterstützung für US-Präsident Donald Trump ließen am Donnerstag viele Anleger befürchten, Adidas könnte sich von West trennen. Obwohl Adidas-Chef Kasper Rorsted betonte, das Unternehmen wolle an dem umstrittenen Rapper festhalten, half dies der Aktie nicht. Kanye West fungiert bei Adidas als Schuhdesigner und ist gleichzeitig wichtiger Werbeträger des Konzerns. Zuvor hatte Adidas unerwartet starke operative Zahlen für das erste Quartal ausgewiesen.

Die Bruttomarge des Sportartikelherstellers habe die Erwartungen bei weitem übertroffen, kommentierte Analyst Jörg Frey von Warburg Research. Allerdings monierte er den nachlassenden Schwung beim Umsatzwachstum, der weiteren, größeren Kursgewinnen im Weg stehen dürfte. Analyst Volker Bosse von der Baader Bank sprach von einem starken Jahresstart des Sportartikelherstellers, der die US-Konkurrenz weiterhin übertrumpfe.

Die Experten von NFS Capital hoben positiv hervor, dass sich bei Adidas nach Jahren des "Wachstums um jeden Preises" nun die Fokussierung auf qualitatives Wachstum auszahle. Insofern erscheine es fast konservativ, dass die Jahresziele nicht bereits jetzt angehoben worden seien. Mit der Fußball-WM in Russland stünden momentan aber erhebliche Werbeaufwendungen an und auch die Entwicklung an den Devisenmärkten könne sich im weiteren Jahresverlauf noch als Belastungsfaktor erweisen./edh/he