Zürich (awp) - Der Geschäftsgang von Adecco ist in gewisser Weise ein Frühindikator für die Konjunkturentwicklung. Dass der Umsatz beim Stellenvermittler nach wie vor zurückgeht, ist somit kein positives Zeichen.

Personaldienstleister bekommen konjunkturelle Veränderungen als erste zu spüren. Firmen bauen zuerst Temporäre ab, wenn sich die Auftragslage eintrübt. Und wenn die Nachfrage anzieht, werden Engpässe zuerst ebenfalls mit Zeitarbeitern überbrückt.

Die neusten Zahlen von Adecco, die am Dienstag veröffentlicht wurden, deuten auf einen anhaltenden Abschwung hin. Der Umsatz in der Berichtswährung Euro nahm im dritten Quartal um knapp 2 Prozent auf 5,90 Milliarden Euro ab.

Bereinigt um Wechselkurseffekte und um die unterschiedliche Anzahl Arbeitstage resultierte sogar ein (organischer) Umsatzschwund von 4 Prozent. Dieses Geschäftsvolumen nimmt seit mehreren Quartalen ab. Im Vorquartal war es um rund 3 Prozent, im ersten Quartal 2019 um 2 Prozent und im Schlussquartal 2018 um 1 Prozent geschrumpft.

Schweiz auch rückläufig

Regional verlief die Entwicklung in Europa und Nordamerika im dritten Quartal mit Rückgängen von je 6 Prozent ähnlich. Und auch die Schweiz fügte sich mit einem Volumenrückgang von 8 Prozent ins negative Gesamtbild.

Und rasche Besserung ist nicht in Sicht. Die kombinierten Umsätze im September und Oktober seien ebenfalls um 4 Prozent zurückgegangen, hiess es am Dienstag von Adecco.

Die Adecco-Zahlen fügen sich damit ins konjunkturelle Gesamtbild. In der Schweiz zeigten kürzlich die beiden wichtigsten Frühindikatoren, das KOF Konjunkturbarometer und der Einkaufsmanagerindex PMI, zwar keine zusätzliche Eintrübung an, aber eine anhaltend gedämpfte Situation. Ähnlich war die Entwicklung in der Eurozone und etwas weniger ausgeprägt auch in den USA.

Hoffnung auf E-Mobilität

Gleichwohl wollte Firmenchef Alain Dehaze nicht allzu schwarz malen. Er sprach im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP von einer "gewissen Stabilisierung".

Insbesondere gibt es für das Sorgenkind Deutschland Hoffnung, wie er ausführte. In der für den Markt wichtigen Automobilbranche gebe es Anzeichen für "neuen Schwung" - nicht zuletzt dank der hohen Investitionen in die Elektromobilität. Bekanntlich plant etwa der Autobauer VW eine Elektro-Offensive.

Bei den Gewinnzahlen war die Entwicklung uneinheitlich. Der Bruttogewinn nahm trotz des Umsatzrückgangs um 2 Prozent auf 1,15 Milliarden zu. Der operative Gewinn (EBITA, bereinigt) ging hingegen um 4 Prozent auf 288 Millionen und der Reingewinn sogar um 34 Prozent auf 179 Millionen zurück.

Negativ auf die Gewinnzahlen wirkten sich unter anderem die Investitionen ins Wachstumsprogramm aus. Im Vorjahr hatte zudem ein Firmenverkauf die Zahl unter dem Strich positiv beeinflusst.

Grösserer Verkauf angekündigt

Adecco kündigte nun einen weiteren Firmenverkauf an. Der Konzern trennt sich in den USA von seiner Tochter Soliant Health. Der Verkauf der Personalvermittlerin im Gesundheitswesen soll 612 Millionen Dollar in die Kasse spülen, wobei der Deal bis im ersten Quartal 2020 über die Bühne gehen soll.

Adecco begründete den Schritt mit seiner Strategie. "Es gab sehr wenige Synergien mit anderen Marken im Adecco-Verbund; und es gab keine Möglichkeit, dieses Geschäft zu internationalisieren", sagte CEO Dehaze gegenüber AWP. Bei Adecco sind gleichwohl keine weiteren Verkäufe im grossen Stil vorgesehen. Das Portfolio werde zwar regelmässig überprüft. Es sei aber "keineswegs eine Devestitionsflut geplant", so der Firmenchef.

An der Börse kamen die Neuigkeiten überraschenderweise gut an. Die Valoren gingen am Dienstag schliesslich mit einem Plus von 0,8 Prozent aus dem Handel.

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