Zürich (awp) - Adecco hat im ersten Quartal 2018 beim Umsatz stagniert, ist organisch jedoch solide gewachsen. Überraschend stark unter Druck sind die Margen geraten, was an der Börse für einen Kurseinbruch sorgt.

Etablierte Personaldienstleister wie Adecco erhalten zunehmend Konkurrenz durch neue Anbieter wie soziale Netzwerke. Sie machen daher selber vorwärts bei der Digitalisierung. Bei Adecco, dem grössten Stellenvermittler der Welt, heisst das entsprechende Wachstums- und Sparprogramm "GrowTogether".

So wurde kürzlich in Frankreich eine App ("Adecco et Moi") für Temporäre eingeführt. Und in Holland soll bis Ende Jahr die Zeiterfassung voll digitalisiert werden.

Dies alles kostet zunächst Geld. Und so war das Programm ein Grund dafür, warum die Profitabilität im Startquartal gesunken ist und unter den Analysten-Erwartungen zu liegen kam. Diese schrieben von einer "schwer verdaulichen Überraschung". Von einer Firma, die stark vom Gang der Konjunktur abhängig sei, werde beim aktuell guten Lauf der Weltwirtschaft eigentlich etwas anderes erwartet.

An der Börse folgte die Reaktion prompt. Die Papiere rutschten zeitweise um über 6 Prozent ab und schlossen bei 64,00 Franken (-5,1 Prozent). Ähnliches hatte sich nach der letzten Zahlenpublikation im März ereignet, als es nach der Veröffentlichung der Resultate für das Schlussquartal 2017 ebenfalls zu einem Kursrutsch gekommen war - auch wegen der Profitabilität.

SOLIDES WACHSTUM

Im Rahmen der Erwartungen entwickelte sich zum Jahresstart hingegen das Wachstum. Der Umsatz in der Berichtswährung Euro nahm zwar um 1 Prozent auf 5,69 Milliarden Euro ab. Bereinigt um Wechselkurseffekte und um die unterschiedliche Anzahl Arbeitstage wuchs die Gesellschaft jedoch um 6 Prozent. Im vierten Quartal waren es +7 Prozent gewesen, davor während mehrerer Quartale +6 Prozent.

Bei den einzelnen Märkten stach Frankreich, wo fast ein Viertel des Umsatzes anfällt, mit einem organischen Wachstum von 10 Prozent positiv hervor. Ebenfalls zweistelliges Wachstum verzeichneten Italien (+19%), die iberische Halbinsel (+15%), die Schweiz (+15%) sowie die Region "Benelux and Nordics" (+10%). Auf der anderen Seite harzte das Geschäft in "Nordamerika & Grossbritannien" sowie in Deutschland und Österreich, wo das Wachstum ein negatives Vorzeichen aufwies.

Der Bruttogewinn verringerte sich derweil um 4 Prozent auf 1,03 Milliarden und die entsprechende Marge sank auf 18,1 von 18,8 Prozent. Der operative Gewinn (EBITA; ohne Einmaleffekte) ging um gut ein Fünftel auf 214 Millionen zurück. Auf Stufe Reingewinn wurde ein um gut ein Viertel tieferer Wert von 130 Millionen erzielt.

Bei der Profitabilität wirkten sich neben dem Programm "GrowTogether" verschiedene andere Faktoren negativ aus. Genannt wurden die Wechselkurse, regulatorische Effekte in Frankreich sowie eine unüblich hohe Krankheitsrate und Streiks in Deutschland.

SPARPLAN AUF KURS

Mit Blick auf die Zukunft gaben die Adecco-Manager teilweise Entwarnung. So befinde sich das Programm "GrowTogether" im ersten Halbjahr zwar noch in der Investmentphase. Im Gesamtjahr würden jedoch nach wie vor Einsparungen von 50 Millionen Euro erwartet. Bis 2020 sollen dank dem Programm die Kosten um jährlich 250 Millionen sinken. Zudem wurde betont, dass sich Feiertageseffekte im zweiten Quartal positiv auf die Bruttomarge auswirken sollten (+15 Basispunkte). Auch beim Preisdruck wurde eine gewisse Entspannung angedeutet.

Mit Blick auf das weitere Wachstum hielt Adecco fest, dass im März und April - also am Ende des Q1 und am Anfang des Q2 - kombiniert ein organisches Wachstum (bereinigt) von 5 bis 6 Prozent erreicht worden sei. Laut CEO Alain Dehaze stimmt somit das "Momentum" noch immer. Dies gelte auch für die Eurozone, trotz negativer makroökonomischer Signale.

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