Bern (awp/sda) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

ABB: Viele Mitarbeiter, auch auf Kaderstufe, verstünden nicht, warum die ABB-Führung - entgegen früheren Aussagen - die Stromnetzsparte an die japanische Hitachi verkauft, obwohl ABB-CEO Ulrich Spiesshofer dieses Geschäft dauernd als "zukunftsträchtig" lobte, selbst am Tag des Verkaufs, schreibt die "Schweiz am Wochenende". Ex-ABB-Schweiz-Chef Edwin Somm stellt im Interview wegen der Kehrtwende einen Vertrauensverlust bei Kunden und Mitarbeitenden fest. Die ABB-Führung habe nicht wirklich erklärt, was jetzt anders sein soll: "Warum jetzt dieses gesunde Geschäft bei Hitachi eine bessere Zukunft haben soll als bei ABB, ist mir unverständlich." (SaW, S. 13)

CREDIT SUISSE: Rückblickend hätte der Wechsel auf dem operativen Chefsessel laut Verwaltungsratspräsident Urs Rohner früher stattfinden sollen. "Aus heutiger Sicht hätte ich allerdings den Führungswechsel schneller durchziehen sollen", sagte Rohner in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung". Auch der Umbau der Gruppe wäre ihm zufolge bereits früher sinnvoll gewesen: "Mit dem heutigen Kenntnisstand hätten wir früher eine Kapitalerhöhung durchgeführt und wären auch rascher auf das jetzige Geschäftsmodell umgeschwenkt." Im Rückblick sei man immer schlauer. "Wenn wir damals alles gewusst hätten, was wir heute wissen, und dies im Marktumfeld möglich gewesen wäre, hätten wir uns 2009 für eine Kapitalerhöhung aussprechen sollen, statt Pflichtwandelanleihen zu emittieren." (NZZ Samstag, S. 29; siehe auch separate Meldung)

UBS: Ein früherer Basler UBS-Angestellter könnte wegen wirtschaftlichen Nachrichtendiensts und Verletzung des Bank- und des Geschäftsgeheimnisses verurteilt werden. René S. muss sich ab dem 7. Januar 2019 vor dem Bundesstrafgericht verantworten, wie der "Tages-Anzeiger" schreibt. Die Bundesanwaltschaft wirft dem Mittvierziger vor, Kundendaten aus der Grossbank an die deutschen Steuerbehörden verkauft zu haben - für über eine Million Euro. René S. bestreitet die Vorwürfe. Handfeste Beweise gegen den Familienvater liegen nicht vor. (TA Samstag, S. 13)

CALIDA: Laut CEO Reiner Pichler bewegt sich der Trend hin zu ökologischer Nachhaltigkeit und zu einer Rückbesinnung auf Qualität. Das komme dem 1941 gegründeten Traditionsunternehmens entgegen, sagte er in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung". "Der allgemeine Trend - vor allem bei jungen Kunden - kommt uns entgegen." Das Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und Qualität gehöre seit je zu den Wurzeln von Calida, weshalb man sich nicht verstellen müsse, um die Millennials, die Generation der nach 1980 Geborenen, anzusprechen. Gleichzeitig beobachtet Pichler den Trend zu Rabattschlachten, die sich vor allem in der zweiten Jahreshälfte häufen, mit Sorge. "Diese Discount-Politik ist nicht gut. Sie sorgt dafür, dass dem Kunden der eigentliche Wert eines Bekleidungsstückes nicht mehr bewusst ist." (NZZ Samstag, S. 31)

LOHNZAHLUNGEN IN EURO: Im Kampf gegen den starken Franken sind Schweizer Arbeitgeber unter anderem auf Lohnzahlungen in Euro ausgewichen. Nun kommt ein solcher Fall erstmals vor Bundesgericht, wie die Zeitungen "Zentralschweiz am Sonntag" und "Ostschweiz am Sonntag" berichten. Am 15. Januar 2019 müssen sich die obersten Richter mit einer Tochter der Technologiefirma Von Roll Infratec im jurassischen Choindez befassen. Im Juni 2011 hatte sie der Belegschaft bekanntgegeben, allen in der Eurozone wohnhaften Beschäftigten aus Spargründen die Löhne ab 2012 in Euro auszuzahlen. Im Januar 2016 klagte ein französischer Mitarbeiter des jurassischen Werks und forderte von seinem Arbeitgeber die Zahlung von gut 19'400 Franken, die ihm wegen Euro-Lohnregelung entgangen seien. Das jurassische Arbeitsgericht verurteilte das Werk in erster Instanz zur Nachzahlung von 18'881 Franken. Die Lohnzahlung in Euro verstosse gegen das Personenfreizügigkeitsabkommen und gelte gemäss dem Gesamtarbeitsvertrag in der Swissmem-Branche als illegal. Von Roll zog das Urteil bis vor Bundesgericht weiter. ("Zentralschweiz am Sonntag"/"Ostschweiz am Sonntag")

SRG: Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) streicht nach Sparvorschlägen ihrer Mitarbeiter nur 170 statt wie angekündigt 250 Stellen. Dies berichtet die "NZZ am Sonntag" unter Berufung auf eine interne Mitteilung des öffentlichen Rundfunkbetriebs. Zu den Spartipps zählen demnach etwa die gemeinsame Beschaffung von Drucksachen und Informatik-Tools, den Vorzug bestimmter Lieferanten, die Beschränkung des Aufwands für Leihpersonal, die Reduktion der Anzahl Drucker in den Büros und anderes mehr. Die Reduktion soll in den kommenden vier Jahren vor allem über die natürliche Personalfluktuation erfolgen. Kündigungen könnten aber nicht ausgeschlossen werden. Im Oktober hatte die SRG darauf hingewiesen, dass der Abbau geringer ausfallen dürfte, weil Sparmassnahmen bei Immobilien, Technik, Distribution und Verwaltung greifen würden. Im vergangenen Juni hatte die SRG-Führung angekündigt, dass sie 100 Millionen Franken einsparen werde. Die SRG begründete die Sparrunde mit der Plafonierung der Gebühreneinnahmen auf 1,2 Milliarden Franken pro Jahr sowie sinkenden Werbeeinnahmen. Die SRG beschäftigt ohne Tochterunternehmen 6000 Personen, die sich 5000 Stellen teilen. (NZZaS, S. 9)

FIFA: Der Weltfussballverband Fifa muss wegen nicht gelieferter Tickets nach einem Bundesgerichtsurteil den Schweizer Ticketbroker JB Sports Marketing mit 17 Millionen Dollar entschädigen, wie die "Sonntagszeitung" schreibt. Die Fifa hatte für das WM-Turnier 2014 in Brasilien ein Kontingent mit einer beträchtlichen Anzahl Tickets garantiert, dieses aber nur teilweise an den Billett-Partner mit Sitz im schwyzerischen Freienbach geliefert. Daraufhin klagte die Firma gegen die Fifa. Das Bundesgericht wies am 28. November eine Beschwerde ab. Das Schiedsgerichtsurteil ist damit rechtskräftig, die Fifa muss bezahlen. Der Verband überwies demnach das Geld bereits vor dem Urteil des Bundesgerichts. Die Sache dürfte für die Fifa dem Zeitungsbericht zufolge aber noch teurer werden. Das Gericht bestätigte in seinem Urteil, dass die Fifa auch für die WM 2018 in Russland hätte ein Kartenkontingent liefern müssen. Der Ticketbroker bereite eine neue Klage vor, die ihm weitere 20 Millionen Dollar einbringen könnte, schreibt die Zeitung. (SoZ, S.5)

SONNTAGSARBEIT: Weihnachten ist vielen Firmen nicht mehr heilig, die Sonntagsarbeit in der Schweiz ist auf einem Rekordhoch. Die Arbeit an Sonn- und Feiertagen nahm rasant zu, wie eine Auswertung der "Sonntagszeitung" zeigt. Gemäss der Analyse der Gesuche für einen Sondereinsatz am Wochenende stieg in den letzten drei Jahren die Anzahl bewilligter Gesuche um über 30 Prozent auf mehr als 2000 an. Alleine für Feiertagsarbeit etwa zu Weihnachten wurden mehr als 800 Gesuche bewilligt, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) der Zeitung bestätigte. 2018 wurde für über 70'000 Arbeitsplätze Sonn- und Feiertagsarbeit bewilligt. Der Anstieg hat dem Bericht zufolge mehrere Ursachen. Als Begründung werden das besondere Konsumbedürfnis und technische wie wirtschaftliche Unentbehrlichkeit angeführt. Jedes Unternehmen, das Bedarf nach einem Sondereinsatz am Wochenende hat, benötigt vom Seco eine entsprechende Bewilligung. Antragsteller finden sich in vielen Branchen, von Verkaufsgeschäften über Zulieferer des Detailhandels bis hin zu Pharmaunternehmen, Banken und Industriefirmen sowie dem Internetkonzern Google. Für die Sondereinsätze der Mitarbeiter ist ein Lohnzuschlag von mindestens 50 Prozent fällig. (SoZ, S. 37f.)

KRANKENKASSENPRÄMIEN: Familien in der Schweiz zahlen mittlerweile bis zu 20 Prozent des Einkommens für die Krankenkasse. Dies zeigen neue Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG), über welche die "NZZ am Sonntag" berichtet. In neun Kantonen übersteigen demnach die Prämienkosten einen Fünftel des Haushaltsbudgets, darunter in Zürich, Bern, Luzern sowie in den beiden Basel. Die Berechnung gilt für eine vierköpfige Familie mit zwei älteren Kindern und einem Jahreseinkommen von 70'000 Franken. Berücksichtigt ist ebenso die staatliche Prämienverbilligung. Haushalte aus dem Mittelstand, welche keine Vergünstigung erhalten, werden zum Teil noch stärker belastet. Spitzenreiter ist gemäss der Erhebung des BAG der Kanton Basel-Stadt mit einer Jahresprämie von maximal 21'600 Franken für eine vierköpfige Familie. Dies entspricht einer Zunahme von 50 Prozent seit 2007. Trotz steigender Prämien haben mehrere Kantone ihre Mittel für die Vergünstigung gekürzt. In Bern nahmen die kantonalen Zuschüsse seit 2010 von 290 Millionen auf 80 Millionen Franken ab. Aktuell profitiert ein Viertel der Bevölkerung von einer Prämienverbilligung. (NZZaS, S. 23)

KLIMASCHUTZ: Der bisher einzige Schweizer im Weltall, der Waadtländer Physiker Claude Nicollier, hat in einem Zeitungsinterview die Schweiz zu mehr Klimaschutz angemahnt. "Die Schweiz ist nicht das beste Beispiel", sagte der 74-Jährige dem "Sonntagsblick". "Wir könnten mehr tun, um unseren Beitrag zu leisten. Andere Länder, gerade in Skandinavien, sind uns weit voraus." Etwa bei der Windkraft brauche es hierzulande mehr Engagement. "Dabei müssen wir auch akzeptieren, dass sich die Landschaft ändert." Beim Anblick der Erde aus dem All sei die Schönheit das Erste, was einem durch den Kopf gehe. Schaue man genauer hin, sehe man die Narben, die der Mensch dem Planeten geschlagen habe. Die Spuren der Feuer in den Wäldern auf Madagaskar, in Indonesien, Zentralafrika, Südamerika. Dann realisiere man, wie zerbrechlich dieser Planet und wie dünn die Atmosphäre sei, die man betrachte. Nicollier umkreiste vier Mal (1992, 1993, 1996 und 1999) die Erde an Bord eines amerikanischen Space Shuttles. Insgesamt verbrachte er 42 Tage, 12 Stunden, 6 Minuten und 9 Sekunden im Weltraum. Zu seinen wichtigsten Aufgaben zählte 1993 die Reparatur des Weltraumteleskops Hubble. ("Sonntagsblick")