MONTABAUR/MAINTAL (dpa-AFX) - Der Telekommunikations- und Internetanbieter United Internet bekommt mit seiner Tochter 1&1 Drillisch den härteren Preiskampf im Billigsegment zu spüren. Weil seit dem Frühjahr bei günstigen Tarifen am Markt größere Rabatte angeboten werden, rechnet 1&1 Drillisch nun im Gesamtjahr nur noch mit einer Steigerung der Vertragskunden um rund eine Million, wie die Unternehmen am Montag in Montabaur und Maintal mitteilten.

"Wir haben entschieden, uns nicht an dem seit Mai 2018 verschärften Preiswettbewerb im Mobilfunk Discount-Segment zu beteiligen", sagte United-Internet-Chef Ralph Dommermuth. Bisher standen 1,2 Millionen neue Verträge im Plan.

Trotz der absehbar geringeren Ausbeute bei den Neukunden will Dommermuth allerdings die Finanzziele trotzdem erreichen, sowohl United Internet als auch 1&1 Drillisch bestätigten ihren Umsatz- und Ergebnisausblick. Im ersten Halbjahr steigerte das Unternehmen die Vertragskundenzahl bei 1&1 Drillisch um 470 000, davon 430 000 im Mobilfunk. Damit sei man leicht hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückgeblieben, hieß es.

"Wir liegen im Plan, unsere Finanzziele für das Gesamtjahr 2018 zu erreichen", sagte Dommermuth jedoch. Einen Gang zulegen will er im Mobilfunk allerdings nicht - immerhin hat United Internet für dieses Jahr schon 300 Millionen Euro Ergebnisbelastung eingeplant, um mit subventionierten Handys und Tablets Kunden zu ködern und in üppigere Tarife zu locken.

Die Aktie von 1&1 Drillisch legte im frühen Handel um zwei Prozent zu, das Papier von United Internet verteuerte sich um knapp fünf Prozent. Die Senkung der Kundenprognose sei in dieser Form erwartet worden, schrieb Commerzbank-Analystin Heike Pauls. Das Erreichen der Ergebnisprognose bei 1&1 Drillisch sei nun ein knappes Rennen, doch das Management wolle das Ziel mit Kostendisziplin dennoch erreichen.

Der Umsatz des TecDax-Schwergewichts mit den Marken 1&1 Drillisch, GMX und Web.de lag im zweiten Quartal bei 1,28 Milliarden Euro, vor allem dank der Drillisch-Übernahme war das ein Plus von 27,6 Prozent. Bei den Zahlen kommen neben Zukäufen auch neue Bilanzierungsregeln zum Tragen.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte um fast ein Drittel auf 287,2 Millionen Euro. Das war von Analysten am Markt so erwartet worden. Im operativen Ergebnis waren nach den ersten sechs Monaten auch Umbaukosten von knapp 14 Millionen Euro enthalten, im Gesamtjahr hatte Dommermuth bisher 50 Millionen eingeplant. Unter dem Strich stand für die Anteilseigner mit 99,2 Millionen Euro 18 Prozent mehr Gewinn.

Insbesondere Netzbetreiber Telefonica Deutschland hatte bei seiner Billigmarke Blau im zweiten Quartal die Rabatte hochgefahren. Der Großteil der neuen Kunden von 1&1 Drillisch landet zwar wegen einer umfangreichen Netzmiete ohnehin im Telefonica-Netz - allerdings zu deutlich geringeren Umsätzen, als Telefonica sie unter eigenen Marken erzielen würde.

1&1 Drillisch (1&1, Smartmobil, Yourfone) ist ein Anbieter ohne eigenes Mobilfunknetz. Bei der milliardenschweren Übernahme von E-Plus durch Telefonica 2014 hatten die Maintaler mit den Münchenern vereinbart, bis 2019 ein Fünftel von deren Netz zu nutzen, darüber hinaus hat das Unternehmen eine Option auf weitere 10 Prozent. Der Deal war eine Auflage der EU-Kommission, um trotz des Wegfalls eines eigenständigen Netzbetreibers weiter für Wettbewerb zu sorgen.

United Internet hatte Drillisch im vergangenen Jahr übernommen und sein eigenes Mobilfunk- und DSL-Geschäft für Privatkunden unter dem Dach der Maintaler als 1&1 Drillisch gebündelt. Das Geschäft macht den größeren Teil des Konzernumsatzes aus, Drillisch peilt für dieses Jahr 3,7 Milliarden Euro Umsatz und ein um Sondereffekte bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 750 Millionen Euro an. Bei United Internet insgesamt sollen es 5,2 Milliarden Euro Umsatz bei rund 1,2 Milliarden Euro operativem Ergebnis werden.

In der Sparte mit Anwendungen für Privat- und Gewerbekunden kam United Internet weiter voran, die Zahl der Kundenverträge wuchs im ersten Halbjahr um 60 000. Vor allem der Bereich für Geschäftskunden konnte bei Verträgen, Umsatz und Ergebnis auch dank der Übernahme des Webhosters Strato kräftig zulegen. Bei den Geschäftsanwendungen prüft United Internet nach wie vor einen möglichen Börsengang, der nach früheren Angaben aber nicht mehr in diesem Jahr stattfindet./men/mne/jha/