"Wenn die Vergabe der Frequenzen an verpflichtendes Roaming geknüpft ist, schauen wir uns die übrigen Bedingungen ganz genau an, prüfen sie und rechnen alles durch. Wenn der Business-Case für uns aufgeht, nehmen wir an der Auktion teil", sagte United-Internet-Chef Ralph Dommermuth am Montag im Gespräch mit Reuters. Mit eigenen Frequenzen nach dem neuen Standard 5G würde United Internet neben den Platzhirschen Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland zum vierten Netzanbieter in Deutschland.

Die Bundesnetzagentur will einen Entwurf über die Vergabebedingungen im September vorlegen. Die Auktion für die neue Schlüsseltechnologie in Europas größtem Mobilfunkmarkt ist Anfang nächsten Jahres geplant.

Dommermuth verspricht sich vom Einstieg als vierter Netzbetreiber mehr Flexibilität bei der Definition der Netzleistungen und außerdem mittel- bis langfristig höhere Ergebnisse. Von Januar bis Juni kletterte der Umsatz des Unternehmens, zu dem auch die E-Mailanbieter Gmx.de und Web.de sowie der Webhosting-Anbieter Strato gehören, um rund 30 Prozent auf knapp 2,56 Milliarden Euro, während der Betriebsgewinn (Ebitda) um knapp 32 Prozent auf fast 566 Millionen Euro zulegte. Bei der Tochter Drillisch stieg das Ebitda sogar um 62 Prozent auf 340 Millionen Euro.

Für den 54-jährigen Internet-Milliardär ist das nationale Roaming Voraussetzung dafür, sich überhaupt um eigene Frequenzen zu bemühen. Nur dann wäre gewährleistet, dass Kunden von United Internet die Netze von anderen Anbietern nutzen können. "Das ist eine Voraussetzung, die jeder Neueinsteiger benötigt", betont Dommermuth. Bisher verfügen United Internet und Drillisch nicht über ein eigenes Mobilfunknetz, sondern mieten die Dienste der drei Betreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland.

Die Konkurrenz befindet sich bereits im Abwehrkampf: Ein vierter Spieler würde dem Markt Investitionskraft entziehen und auch dem Glasfaserausbau nicht helfen, betonte Telekom-Finanzchef Thomas Dannenfeldt. Der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, hatte kürzlich eine "vierte Kraft" ins Spiel gebracht. In Ländern wie Spanien und Italien gibt es vier Anbieter.

Im Rahmen des Zusammenschlusses mit Drillisch im September brachte United Internet seine Mobilfunk- und Festnetz-Tochter 1&1 bei Drillisch ein und übernahm im Gegenzug die Mehrheit an dem Unternehmen aus Maintal bei Frankfurt. Nun hält die Firma aus Montabaur rund 73 Prozent an 1&1 Drillisch. Veränderungen an der Konzernstruktur sind Dommermuth zufolge derzeit nicht vorgesehen.

"Wir liegen im Plan, unsere Finanzziele fürs Gesamtjahr zu erreichen", sagte Dommermuth, der auch Drillisch leitet. Umsatz wie auch Betriebsgewinn sollen um mehr als ein Fünftel steigen. Den Rotstift setzte er bei der Prognose für den Kundenzuwachs an. Wegen des Preiskampfes - unter anderem mit Telefonica - werde nur noch mit einem Kundenzuwachs um eine Million Verträge gerechnet - 200.000 weniger als bisher erwartet.

Anleger zeigten sich nicht irritiert. Die ebenso wie Drillisch im TecDax notierte United-Internet-Aktie legte 1,2 Prozent zu. Drillisch gewann zwei Prozent.